CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Alamaailman Vasarat - Valta
(40:46, Laskeuma Records, 2012)

Drei Jahre nach dem letzten Album "Huuro Kolkko" kehren die schrägen Finnen mit einem neuen Machwerk auf die Bildfläche zurück. "Valta" wartet wieder mal mit einer irrwitzigen musikalischen Mixtur auf, die u.a. Tango, Klezmer, Jazz, Kirmes- bzw. Kaffeehausmusik mit progressiver Avantgarde und metallischen Ansätzen vereint. Dass dies ausschließlich mit akustischen Instrumenten in Szene gesetzt wird, macht dabei den besonderen Reiz aus. Denn bei welcher anderen Band findet man schon Klarinette, Tuba, Cello, Trompete und Harmonium im Instrumentarium? Vergleicht man das aktuelle Album mit den Vorgängern, so kommt einem vieles bekannt vor, hat diese Art der ganz anderen finnischen Folklore eine Ausstrahlung zwischen mitreißender Fröhlichkeit und unterschwelliger Düsternis. Zu Beginn scheint die Musik noch konventioneller, weniger überraschend und nicht mehr ganz so kratzig ausgefallen. Der Opener "Riistomaasiirtäjä" hat klassisches Flair, der folgende Tango "Henkipatto" erscheint gezähmt, doch spätestens danach bricht wieder der Schalk mit den Finnen durch. Alles wirkt nun wieder flotter, wüster und eben doch irgendwie augenzwinkernd durch den musikalischen Fleischwolf gedreht. Die Klarinette fleht und weint, die Rhythmik nimmt gewaltig Tempo auf und dazu reift einmal mehr die Erkenntnis, dass man mit zwei teils verfremdet klingenden Celli ein ganz schön mächtiges Riffgewitter erzeugen kann. Alamaailman Vasarat fühlen sich in ihrem eigenen Mikrokosmos immer noch pudelwohl und auch in ihrem fünften Studioalbum steckt noch immer jede Menge Energie und avantgardistische Luftigkeit. Die Balance aus Ruhe und galoppierendem Irrsinn passt und mit 40 Minuten wurde genau die richtige Länge für diese Art nordeuropäischer Durchgeknalltheit gewählt.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2012