CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Alamaailman Vasarat - Huuro Kolkko
(39:47, Laskeuma Records / Nordic Notes, 2009)
Ihr viertes Album widmeten die verrückten Finnen dem einheimischen Entdecker Huuro Kolkko, der im frühen 19.Jahrhundert seine Exkursionen unternahm. Textlich ist davon bei diesem wieder rein instrumental gehaltenen Album natürlich nichts zu finden, wahrscheinlich schon eher in den Titelnamen, was ich aber aufgrund mangelnder Finnischkenntnisse leider nicht überprüfen kann. Ansonsten bekommt man im instrumentalen Bereich wieder diesen unverkennbaren Cocktail mit rein akustischen Instrumenten geboten, die sich durch ein Feld aus Folk, Kirmes- und Filmmusik, Klezmer, finnischer Humpa Musik und jeder Menge schräg rockender, aber dennoch geordneter Avantgarde hindurchwühlen. Sowohl aus den Blasinstrumenten, wie auch aus Cello und Quietscheorgel wird wieder einiges herausgeholt. Das ist wie immer originell gespielt und melancholisch bis humorig anzuhören, doch in gewisser Weise werden Alamaailman Vasarat schleichend ein Opfer ihres eigenen Sounds. Man kennt eben bereits diesen Mix und den stilistischen Ansatz von den Vorgängeralben, so dass trotz eines immer noch sehr eigenen und sehr gut gespielten Ansatzes, der Überraschungseffekt eben wegfällt. Dem versucht die Band aus dem Norden Europas dahingehend entgegenzuwirken, dass man hin und wieder weit weniger energetisch und zuweilen heavy in die Saiten und Bleche haut bzw. bläst, man vielmehr wesentlich traditioneller und mit einer wesentlich größeren Traurigkeit und Tiefgang musiziert. Natürlich haben sich Alamaailman Vasarat nicht grundlegend geändert, aber gewisse inhaltliche Korrekturen sind dennoch zu vernehmen und führen die Band insgesamt in teils ruhigere Gewässer, in denen man nicht mehr hektisch jede inhaltliche Klippe umschiffen muss. Doch große Entwarnung: natürlich gibt es immer noch genügend temporeiches Gesäge und flotte Rhythmen. Wer sich bisher für diese ganz eigenständige Mixtur begeistern konnte, liegt auch bei diesem Konzeptwerk, mit den eben angesprochenen Einschränkungen, keineswegs falsch.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009