CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)
Quidam - Saiko
(53:41, Rock Serwis, 2012)
Nach den diversen Umbesetzungen und vor allem durch den Weggang von Sängerin Emilia Derkowska wagten Quidam 2005 mit "SurREvival" einen musikalischen Neubeginn. Die Musik wurde härter, der Gesang wechselte hin zum Englischen. "Saiko" ist wiederum eine Umorientierung, gleichzeitig aber auch eine Rückkehr, dieses Mal jedoch ohne grundsätzliche Veränderungen im Line Up. Zum Großteil ist man zum polnischen Gesang zurückgekehrt, auch stilistisch ist die Musik weit weniger melodisch-sinfonisch als gewohnt. Vielmehr bevorzugt man eher zurückgehaltenen, wenig offensiven Rockansatz, der modern, traurig und weniger auf Soloeinlagen setzt. Ebenso hat man Gefallen an etwas schrägeren, inhaltlich offeneren Passagen gefunden, die einen sehr guten Gegenpol zu den vielen ruhigen Momenten setzt. Die Band vertraut in erster Linie auf eine stimmige Atmosphäre, auf einen expliziten Sound, dem sich die Musiker unterordnen. Trotzdem ist das Zusammenspiel kunstvoll ineinander verschlungen (u.a. durch drei Instrumentals), sind die Einflüsse so unterschiedlich, wie auf keinem der bisherigen Quidam Alben. Dabei hat die Band jedoch nicht komplett die Vergangenheit über Bord geworfen, denn sowohl sinfonische Ausflüge, wie auch härtere Passagen flackern kurz auf, doch sind sie eben nicht mehr alleiniges prägnantes Standbein der Musik. Durch die beabsichtigte Zurücknahme, die Entscheidung, subtilen Stimmungen mehr Raum einzuräumen und vor allem auf Gesang in Muttersprache zu setzen, definieren sich Quidam behutsam aber konsequent neu. Man benötigt etwas Zeit, sich darauf einzulassen, aber nach mehrmaligem Anhören kann diese Neuausrichtung überzeugen - kein Album für einen Fan Blindkauf.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012