CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Anathema - Weather systems
(54:48, KScope, 2012)

Mit dem 2010er Album "We're here because we're here" begann bei Anathema so etwas wie eine neue Zeitrechnung. Die Band hat sich seitdem fast zu einem reinen Familienunternehmen entwickelt: mit gleich drei Mitgliedern mit dem Nachnamen Cavanagh. Zudem fand man mit KScope endlich wieder ein passendes Label, nachdem Anathema zwischenzeitlich sogar ohne jeglichen Plattenvertrag da standen. "Weather systems" ist so etwas wie die kompositorische Fortsetzung von "We're here because we're here" - aber auch eine Verbindung aus den akustischen Momenten der Vergangenheit und der noch zu erwartenden Zukunft der Band. Von den Doom Metal Ursprüngen, den düsteren Wurzeln bzw. Gothic Rock Einflüssen hat man sich mittlerweile komplett verabschiedet, vielmehr vertraut dieses Album auf das unterschwellige Spiel von Licht und Schatten, auf die bestimmenden Dynamikwechsel zwischen laut und leise, ist die Musik eher zerbrechlich melancholisch. Das Songmaterial wird in erster Linie von ausladenden, ausschweifenden Stimmungen bestimmt. Vor allem verfügt das Material auf "Weather systems" über jede Menge wunderbare Melodien, die sich einfach ergreifend schön entfalten und den Zuhörer gefangen nehmen. Etwas kritisch betrachtet werden jedoch genau diese eben angesprochenen kompositorischen Kniffe mehrfach wiederholt, wirkt der inhaltliche Ansatz bei einigen Stücken doch sehr ähnlich. Trotzdem: das intensive, sinnliche Spiel mit akustischen Gitarren und orchestraler Begleitung findet sich mehrfach wieder, es gelingt dennoch in überzeugender Weise eine ganz eigene, wunderschön anzuhörende Magie zu erzeugen. Sofern man sich auf dieses Album mit seinen Sinnen komplett einlässt, kommt man nicht umhin, es sich mehrfach anzuhören, da man einfach von dem gut austarierten Spiel aus Schönheit und Traurigkeit ergriffen wird.

Kristian Selm



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