CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)

Anathema - We're here because we're here
(57:32, KScope, 2010)

Für die Fans von Anathema hat das lange Warten endlich ein Ende. Mehr als 6 Jahre nach dem letzten Studioalbum "A natural disaster" liegt jetzt endlich der Nachfolger vor. Natürlich hält die Band dieses Werk für ihr bestes Album bisher, da man nicht nur die entsprechende Zeit hatte, das beste Material auszuwählen, sondern man ebenfalls als Songwriter reifte. Dennoch: mit der eigenen Selbsteinschätzung liegt man keineswegs komplett daneben. Der auslandende Art Rock kommt mal wuchtig, mal sehr zerbrechlich in die Gänge, von den ursprünglichen Heavy Wurzeln bzw. Doom Elementen ist auf diesem Album nahezu nichts mehr vorhanden. Zwar wird der Sound maßgeblich von den Saiten bestimmt, doch mehr in weicher Untermalung oder als treibende, schwebende Akkordkraft. So sind es mittlerweile epische, traumhafte Melodiebögen in voller Klangfülle, die ständig präsent im Vordergrund stehen. "We're here because we're here" wird von eindringlichen, traumhaft schönen Ideen bestimmt, die in voller Intensität und dynamischer Wucht mit leichter Melancholie ausgelebt werden. Auch ansonsten überließ man nichts dem Zufall, so dass Steven Wilson (Porcupine Tree) für die Abmischung des Albums sorgte, die Streicherarrangements Canterbury Urgestein Dave Stewart beisteuerte und HIM Frontmann Ville Valo als Gast bei einem Track im Hintergrund eher unauffällig mit gewohnt tiefem Organ singt. Es sind jedoch diese nicht unbedeutenden Details, die eben manchmal ein Album noch auf eine ganz andere Ebene heben, bei "We're here because we're here" ist dies auf jeden Fall gelungen.

Kristian Selm



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