CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)

Jelly Fiche - Symbiose
(58:14, Unicorn Digital, 2011)

Irgendwie ging das wirklich sehr gute Debüt "Tout ce que j'ai rêvé" der Franco-Kanadier Jelly Fiche vor gut drei Jahren im allgemeinen Veröffentlichungstrubel komplett zu Unrecht unter. Ob es ihnen mit dem zweiten Werk besser ergeht, ist nur schwer vorherzusagen. Musikalisch braucht sich dieses Album jedenfalls keineswegs zu verstecken, aber mit französischem Gesang und einem in Deutschland recht schleppend funktionierenden Vertrieb scheint es einmal mehr vorgezeichnet zu sein, dass dieses Album bei uns wohl nur für einige Insider absolute Begeisterung auslösen wird. Deswegen bleibt an dieser Stelle nur die Aufforderung, dieser Band eine Chance zu geben, denn ihr sinfonischer, etwas chansonesker Progressive Rock in der Schnittmenge aus Retro und aktuellen Ansätzen hat wirklich alles, was ein gutes Album auszeichnet. Wie der Vorgänger überzeugt "Symbiose" vielfach mit einer relaxten, leicht floydig geprägten Grundstimmung, ohne dass man hier von Plagiat sprechen kann. Denn hier stimmt alles: vom ausgezeichneten Gesang (nur eben in Französisch), emotionalem Songaufbau mit gelegentlichen Retro Elementen, bis hin zum atmosphärischen Tiefgang. Im Vergleich zum Debüt ist der Nachfolger jedoch songdienlicher, direkter ausgefallen, seine ergreifende Schönheit und warme, sanfte Instrumentalbegleitung ist geblieben. Vielleicht bleibt der Erfolg bei uns einfach aus, da Jelly Fiche im Vergleich zu den im deutschsprachigen Raum mittlerweile sehr angesagten Franzosen von Lazuli, einfach nicht spektakulär genug erscheinen, die Rockelemente mitunter zu stark dominieren und man eben auf typischen, zu offensichtlichen Retro Prog verzichtet. Doch genug orakelt, mit der ganz persönlichen Brille betrachtet ist Jelly Fiche mit "Symbiose" wiederum eine formidable Scheibe gelungen. Gebt den Kanadier einfach eine Chance!

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2011