CD Kritik Progressive Newsletter Nr.71 (04/2011)
Pär Lindh Project - Time mirror
(41:18, Crimsonic Label, 2011)
Veröffentlicht ein Künstler mit einer gewissen Reputation nach knapp 9 Jahren Sendepause endlich wieder ein Album, so entsteht natürlich eine gewisse Erwartungshaltung. Tastenvirtuose Pär Lindh ist bestimmt kein unbeschriebenes Blatt, veröffentlichte er vor allem in den 90ern einige beachtenswerte Alben in wunderbarer Retro Prog Tradition und werkelte er dabei u.a. zusammen mit Musikern von Änglagård und Roine Stolt (bei "Gothic impressions"). Durch den tragischen Tod von Sängerin / Geigerin Magdalene Hagberg war das Pär Lindh Project für einige Zeit unverhofft auf Eis gelegt, mittlerweile hat er zusammen mit Al Lewis (Gesang, Schlagzeug) und William Kopecky (Bass) zwei neue Mitstreiter für sein auf Trio Format geschrumpftes und damit neu besetztes Bandprojekt gefunden. Waren gerade die letzten Alben vom Pär Lindh Project vor allem im Emerson Lake & Palmer Fahrwasser gehalten, so wurde bei "Time mirror" ein inhaltlicher Schwenk vollzogen. Die Tastensounds klingen bisweilen weniger analog und organisch, sondern sind in diesen Augenblicken erstaunlicherweise synthetischer und steriler ausgefallen, überraschen teils mit etwas platten Fanfarensounds. Zwar hört man noch immer deutlich die ELP Inspiration, sowie eine Symbiose aus Sinfonik und Klassik durch, wird weitgehend kräftigt georgelt und wissen einige flotte Läufe und gefällige Ideen zu gefallen, doch erscheint alles glatter, in gewisser Weise auch amerikanischer. Wüsste man nicht, dass es sich hier um ein weiteres Album eines seit einigen Jahren tätigen Musikers handelte, so könnte man den Verdacht hegen, dass hier ein Neuling noch auf der Suche nach der eigenen Identität ist. Dennoch blitzen mitunter die Eleganz und der gekonnte Bombast früherer Tage auf. Aber die vier Songs entwickeln einfach nicht auf volle Laufzeit die Zündkraft der Vergangenheit, alles wirkt etwas irgendwie zu zurückhaltend, nicht mitreißend genug. Das erstaunt umso mehr, da gerade Pär Lindh und William Kopecky mehrfach in der Vergangenheit bewiesen haben, dass wesentlich mehr in ihnen steckt. Auch der Gesang ist eher blass. Alles in allem wechseln hier Licht und Schatten ab, ist "Time mirror" keine komplette Enttäuschung, aber auch nicht eine komplett zufriedenstellende Fortsetzung von z.B. dem letzten Studioalbum "Veni vidi vici" So ist dieses ordentliche, teilweise gute Werk dennoch eine halbgare Angelegenheit. Von einem Künstler dieses Kalibers darf und sollte man eigentlich mehr erwarten. Damit bleibt in der Erinnerung lediglich ein kurzes Aufflackern hängen, eine Rückkehr auf die progressive Bildfläche mit Trara hört sich jedoch etwas anders an. Da muss zukünftig einfach mehr kommen, denn so hat der schwedische Keyboarder sich einfach unter Wert verkauft.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2011