CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)
Oceansize - Self preserved while the bodies float up
(51:36, Superball Music, 2010)
Oceansize stehen für mich für eine der beständigsten und musikalisch anspruchsvollsten Rockbands der 2000er Jahre. Seit dem Longplayer "Effloresce" und insbesondere seit "Frames" bin ich ein großer Freund der Manchester Band. Während "Frames" noch sehr viel elegischer, melodiöser und teils ruhiger war, aber ebenfalls mit genialen Melodiebögen und Dynamikwechseln aufwarten konnte und nur einen richtig ruppigen Track als Kontrastprogramm bot, klingt "Self preserved" sehr viel heftiger und eruptiver, wie gleich der erste Track klarmacht. So ergibt folgendes Bild: Oceansize haben ihren typischen Stil, man erkennt die Band sofort wieder. Gleichzeitig klingt kein Album genau gleich wie das andere, denn die Gruppe hat viele Gesichter und geht spielerisch mit den Musikstilen und raffiniert mit Dynamikwechseln um, sei es nun Singer-Songwriter oder gar Metal (im ersten Song etwa). Wow. Von der Presse werden sie oft als "post rock" bezeichnet - wobei ich nicht weiß, was denn dann nach "post" noch kommen sollte? Ich finde bei Oceansize viele Referenzpunkte, die auch teilweise bis zum Art Rock der 70er zurückgehen, vertrackte Rhythmik und sehr lange Songs usw. erinnern mich gar an King Crimson - dies jedoch im Alternative-Indie-Kontext, mal soft mal hart. Teil 2 sind die Texte, die über Stereotypen weit hinausgehen. Allein schon die Songtitel! Herauskommt - was ja auch der Philosophie von Oceansize entspricht - eine musikalische Kunstform, die sich keinerlei Trends und Modeströmungen beugt - und gerade deshalb zeitlos bleibt und definitiv noch in vielen Jahren (Jahrzehnten) gehört werden kann, ohne "oldfashioned" zu klingen. Einfach fantastisch.
Markus Schurr
© Progressive Newsletter 2010