CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)
Carptree - Nymf
(44:26, Fosfor Creation, 2010)
Das Duo Niclas Flinck (Gesang) und Carl Westholm (Keyboards) alias Carptree hat zusammen inzwischen mit ihrer virtuellen Begleitformation, dem No Future Orchestra, einen ganz eigenen, sehr gut erkennbaren Sound kreiert, der in erster Linie als cinematischer Art Rock funktioniert. Es entstehen virtuelle Bilder im Kopf, die von bombastischer Sinfonik und fragiler Düsternis, sowie einigen härteren Riffs getragen werden, dabei aber nie die Melodik außer Acht lassen. Gerade wenn es einer Band gelingt, eine eigene klangliche Identität zu erschaffen, dann ist offensichtlich, dass man auf dem richtigen Weg ist. Carptree steigerten sich jedoch seit ihrem 2001er Debüt ebenfalls musikalisch, während der instrumentale Leader Carl Westholm daneben auch noch Zeit für das Projekt Jupiter Society findet, welches jedoch mehr in einem ähnlichen Terrain wie Ayreon unterwegs ist. Bei Carptree agiert ist man jedoch wesentlich eigenständiger, gerade die Balance aus wuchtigen, orchestralen Elementen und zerbrechlicher Traurigkeit funktioniert inzwischen auf beeindruckende Weise. Auch auf "Nymf", einer Fortsetzung des Vorgängers "Insekt" (2007) gehen Carptree konsequent ihren eigenen Weg und ihnen gelingt einmal mehr die Verbindung aus der progressiven Historie und modernen Ansätzen. Neue Wege in ihrer eigenen musikalischen Welt betreten Carptree zwar nicht, man bewegt sich sozusagen auf gleichem Niveau, das man seit dem 2005er Werk "Man made machine" erreicht hat. Und das ist ja ebenfalls eine beachtenswerte Leistung.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010