CD Kritik Progressive Newsletter Nr.70 (11/2010)

T - Anti-matter poetry
(65:09, ProgRock Records, 2010)

Auch bei seinem dritten Soloalbum bleibt T alias Thomas Thielen ein (fast) kompletter Einzeltäter. Alle Instrumente, Stimmen und Effekte wurden von ihm alleine aufgenommen und produziert, lediglich beim Mastering ließ er sich helfen. Doch wer den experimentierfreudigen und perfektionistischen Multi-Instrumentalisten kennt, der darf auf "Anti-matter poetry" feststellen, dass hier nichts nach peinlicher Heimarbeit im düsteren Keller klingt. Mit vielen Soundeffekten, teils sehr voluminösen, teils auch fast schon klaustrophisch fragilen Momenten, wird hier eine vermehrt dunkle Palette an Stimmungen aufgebaut. Das wirkt nicht wie musikalische Isolationshaft oder ein sofort erkennbarer Egotrip, sondern eher wie eine richtige Band. Der Kunst Rock von T ist verwoben, verschachtelt, vor allem jeglichen Klangexperimenten und interessanten Sounds aufgeschlossen, aber trotzdem in seinen Grenzen songorientiert und strukturiert. Gerade durch verfremdeten Gesang, überdrehte Gitarre oder kaputte Elektroklänge bzw. Loops wirkt hier nichts so, wie man es zunächst erwartet. Dadurch entsteht eine kunstvolle, spannungsgeladene Klangdichte, die modern, aber trotzdem vertraut sinfonisch klingt. Denn immer wieder findet sich Raum für weit ausholenden, keineswegs hohlen Sinfonik Bombast, sind aber auch Brüche in sperrige Bereiche gut durchkalkuliert. Zerbrechlich, unberechenbar, aber auch irgendwie warm, verspielt, wird hier ein vielschichtiges Stimmungsbild erzeugt. Auch wenn T inzwischen einen typischen Ansatz für sich gefunden hat, der bereits auf dem Vorgänger "Voices" ähnliche Bahnen zog, so ist auf "Anit-matter poetry" nochmals eine Steigerung zu erkennen.

Kristian Selm



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