CD Kritik Progressive Newsletter Nr.2 (01/95)

Landberk - One man tell's another
(47:58, Megarock, 1994)

Die schwedische Prog Rock Szene boomt momentan. Nach wirklich guten Veröffentlichungen unserer nördlichen Nachbarn wie z.B. Roine Stolt, Änglagård, Anekdoten oder Galleon, nun eine weitere interessante Gruppe: Landberk. Hatte ihr Debüt "Lonely land" (1992) auch schon gute Ansätze, so entfalten sie ihr volles Können erst auf ihrem neuesten Werk. Die Musik ist eher getragen, teilweise ruhig, hat aber dennoch Ecken und Kanten und gerade die etwas dissonante Gitarre von Reine Fiske prägt den Stil deutlich. Textlich geht es dagegen traurig und voller Schwermut zu ("Pain fills my soul, I am turning cold, I do not care, my life falls apart"). Man muss wahrscheinlich aus Schweden kommen, um diese Art von Musik mit solchen Texten zu spielen, riesige Wälder und der lange dunkle nordische Winter erzeugen wohl diese bestimmte Grundhaltung an Schmerz und Melancholie, die bei den Interpreten von dort mehr oder weniger vorhanden ist. Der Gesamtsound der Band ist dicht und in sich geschlossen. Die Keyboards werden hauptsächlich zur Untermalung der Stimmungen eingesetzt, Bass und Schlagzeug bilden ein solides Grundgerüst, das aber auch die Musik vorantreibt. Das beste Beispiel dafür ist das letzte Lieder der CD "Tell". Musik zu beschreiben ist ein generelles Problem und ich scheue sonst den Vergleich mit anderen Gruppen, weil jede schließlich ihren eigenen Stil hat (oder zumindest es versucht), aber hier bietet er sich gerade bei zwei Stücken an. "Kontiki" wird von schrägen Klangstrukturen à la King Crimson bestimmt, während "You are" doch stark an U2 in der Phase von "The unforgettable fire" erinnert. Vor allem, weil auch hier Sänger Patrick Helje wie Bono klingt. Für die Liebhaber von reinem Melodic Prog Rock ist diese Scheibe wahrscheinlich nichts, aber es muss ja nicht immer derselbe Musikstil sein.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1995