CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Hamadryad - Intrusion
(61:44, Unicorn Digital, 2010)
Nach dem Weggang ihres ehemaligen Schlagzeugers Yves Jalbert, der seit 1998 bei den Franco-Kanadiern hinter der Schießbude saß, benötigten Hamadryad anscheinend knapp 4 Jahre Findungsphase für einen neuen Drummer, um endlich ein neues Studioalbum vorzulegen. Ob dies der alleinige Grund für die längere Albumpause war, sei mal dahingestellt, denn auch ansonsten drehte sich munter das Personal-Karussell. Mit Jean-Philippe Major verfügt man wieder über eine "hauptamtlichen" Sänger und agiert nun erneut als Quintett, Bassist Jean-François Désilets rückt damit vom Mikrofon wieder fast komplett an seinen angestammten Platz zurück. Gerade der Sängerwechsel schlägt sich auch teilweise in der Stilistik nieder. War der Vorgänger "Safe in comformity" doch vermehrt in den 70er Jahre Progressive Rock mit deutlicher Genesis Schlagseite angesiedelt, während das immer noch unübertroffene Debüt "Conservation of mass" eine ausgezeichnete Verbindung aus Prog Metal und Progressive Rock einging, so kehrt auf "Intrusion" wieder etwas mehr Dampf, schwungvolle Komplexität und auch stimmliche Präsenz zurück. Zwar merkt man dem neuen Sänger gelegentlich an, dass er ursprünglich aus dem Prog Metal Bereich kommt, doch der Band gelingt dennoch eine gute Balance aus immer wieder gut eingebrachter Härte und elegischem, sinfonischen Retro Prog. Besonders gelungen sind zudem die behutsam eingestreuten leicht funkigen bzw. Jazz Rock artigen Einlagen ausgefallen, die jedoch leider nur sehr kurz zur Geltung kommen. Ebenso bekommt man diverse akustische Parts als Ruhepole präsentiert. Auch wenn die Band auf hohem Niveau agiert, man spielerisch alles bekommt, was man von einem guten Retro Prog Album mit ordentlicher Power erwartet, so zünden hier vor allem zu Beginn nicht alle Ideen sofort. Doch gerade im zweiten Teil des Albums geben Hamadryad noch mal richtig Gas und befreien sich selbst aus der kompositorischen Falle. "Intrusion" ist somit inhaltlich mehr eine schwungvollere, komplexere Fortsetzung des Vorgängers, als eine komplette Rückkehr zum Debüt. Als Bonus ist übrigens bei der Special Edition die Live DVD "When they were four" vom Crescendo Festival aus dem Jahr 2006 enthalten.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010