CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Argos - Circles
(59:29, Musea, 2010)
Nach dem Debüt-Album "Argos" hat die Mainzer Gruppe gleichen Namens nach nur 12 Monaten ihre zweite CD "Circles" vorgelegt. Obwohl die Messlatte durch den hervorragenden Erstling schon bedenklich hoch lag, ist es den beteiligten Musikern scheinbar mühelos gelungen, diese gleich im ersten Versuch zu überspringen. Und dies hat mehrere Gründe. Zum einen ist aus dem ursprünglichen Duo Robert Gozon und Thomas Klarmann, die nach wie vor für Komposition und Arrangement der Songs verantwortlich sind, eine vollständige Band geworden. Mit Ulf Jacobs, der schon beim Debüt die Drums einspielte, und mit dem Gitarristen Rico Florczak wurde der Sound von Argos noch differenzierter und abwechslungsreicher. Die Kraft der musikalischen Ideen wird auch spieltechnisch perfekt umgesetzt. Zum anderen entgeht die Band dem Vorwurf, man sei rein retro-orientiert, noch geschickter als auf "Argos". Dort hatte die 3-teilige Gliederung mit entsprechender Benennung der Vorbilder aus symphonischem Prog, Jazzrock und britischem Pop einen deutlichen 70-er Bezug suggeriert, der allerdings mit modernen (Keyboard-) Sounds und Loops ins Hier und Jetzt transportiert wurde. Auf "Circles" werden nun die bekannten Zutaten mit viel Liebe zum Detail in ein progologisches Gesamtkonzept verwoben. Argos klonen oder kopieren nicht, sie entwickeln aus Referenzen an ihre musikalischen Vorbilder und neuer eigener kompositorischer Ideen einen eigenständigen genuinen Sound. Im typischen Argos-Stil eröffnet das Instrumentalstück "Sammel Surium" das Album, indem es wie eine Ouvertüre einige musikalische Themen und Elemente des Gesamtwerks vorstellt. Es folgen 9 Songs zwischen 3 und 8 Minuten, die alle mit feinem Gespür für fließende Melodien, instrumentale und gesangliche Abwechslung sowie stimmungsvolle Harmonien dargeboten werden. Kein Instrument dominiert, die Soli sind kurz und stimmig, die musikalischen Einfälle bleiben stets songdienlich. Auch die Textzeilen aus Kästners Gedicht "Der Oktober", die zu "The gatekeeper" inspirierten, wirken nicht aufgesetzt. Das zweite Instrumentalstück "Progology" beschließt das Album mit den bekannten Trademarks der Band: verspielte und vertrackte Melodien münden in hymnische Themen, um wieder in filigrane Verzierungen zu zerfließen. Bei Argos wirkt das "Alte" nicht alt und das "Moderne" nicht trendy, weil die beteiligten Musiker bei aller Ernsthaftigkeit im musikalischen Schaffen nie ihren Spaß verlieren. Dies unterstreicht auch die zugleich durchdachte und humorvolle Covergestaltung von Thomas Klarmann.
Manfred Hechler
© Progressive Newsletter 2010