CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)

Argos - Argos
(53:02, Musea, 2009)

Wer sich von dieser hörenswerten CD nur mal die Namen der drei Tracks (mit insgesamt 14 Untertiteln) anschaut, müsste eigentlich genauso wie ich mit einem Schmunzeln und entsprechender Neugierde die Hörreise in das 53minütige Debütalbum antreten. Denn "Nursed by Giants" oder "Canterbury Souls" erzeugt doch automatisch gewisse Assoziationen (die auch ziemlich erfüllt werden), wobei auch im letzten Longtrack "From Liverpool to Outer Space" Beatles-Anleihen im Canterbury-Orbit zu entdecken sind. Wie die Titel also suggerieren, wird auf diesem Output tief in die Historie des Prog-Rock der 60/70er Jahre gegriffen. Die drei Musiker inszenieren ihre musikalischen Klangbögen und Gesangsarrangements so geschickt, dass man unwillkürlich an Genesis, Gentle Giant, Caravan oder auch Camel denken muss. Insofern wird einem auf der Scheibe nichts wirklich Neues geboten, dafür aber Altbekanntes in einer professionellen und trotzdem auch originellen Art und Weise serviert. Somit bin ich auch positiv überrascht, dass es sich bei den Protagonisten um deutsche Landsleute handelt, die im Raum Mainz bzw. der ausgezeichnete Schlagzeuger Ulf Jacobs in Mecklenburg-Vorpommern beheimatet sind. Beim ersten Hördurchlauf hatte mir dieser sympathische Progmix mit jazzigen Elementen schon zugesagt, wobei der Gesang ähnlich wie bei Caravan nicht gerade die Stärke der Band ist. Allerdings gibt es auch in Verbindung mit süffisanten Texten so eklatante stimmliche Ähnlichkeiten zu Caravan ("Young persons guide to Argos"), dass diese wiederum äußerst pfiffig daher kommen. Argos musizieren überwiegend auf einem melodisch orientierten Niveau, wobei viele Keyboardsounds mit häufigen Mellotronklängen sowie ansprechendes Gitarren- und Flötenspiel mit einigen Stimmungswechseln für genügend Unterhaltung sorgen. Auch ohne Gefrickel, komplexem Klanggut oder eruptiver Soundgewitter wissen die Kompositionen nach mehreren Hördurchläufen zusätzlichen Charme zu erzeugen, so dass meine Hörlaune weiterhin gesteigert wurde. Wer Interesse durch meine Ausführungen bekommen hat, sollte sich auch die Band "Superdrama" merken, da hier ebenfalls die beiden Argos Musiker Thomas Klarmann (Gesang, Keyboards, Gitarren, Bass, Flöte, Schlagzeug-Programmierungen) und Robert Gozon (Gesang, Keyboards, Gitarren, Geräusche) mitwirken. Allerdings gibt es von Superdrama noch keine CD, sondern nur Klänge bei Myspace, wo ihr euch natürlich auch einige Soundauszüge von Argos (auch mit ganz neuen Tracks) gönnen solltet. Für die Retroproggies kann ich hier meine Empfehlung aussprechen!

Wolfram Ehrhardt



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