CD Kritik Progressive Newsletter Nr.67 (12/2009)

Magma - Ëmëhntëhtt-Ré
(51:01, Seventh Records, 2009)

Bei Magma geht die Rekonstruktion der eigenen Vergangenheit in die nächste Runde. Hatte bereits das 2004er Vorgängeralbum "K.A." seine Ursprünge in den 70ern, so findet man einige Teile von "Ëmëhntëhtt-Ré" sogar zum Teil auf älteren Alben wieder, wie z.B. der Live Klassiker "Hhaï" bzw. "Rind/ë"" (auf dem 77er Album "Attakh" enthalten) oder "Zombies" (vom 76er Werk "Üdü Wüdu"). Dennoch wurde alles zu einem großen, neuen Werk zusammengefügt. Damit finden die Arbeiten an diesem Epos, das ursprünglich Mitte der 70er begann, ihren würdigen, überaus gelungenen Abschluss. Für Magma Verhältnisse handelt es sich schon fast um ein fröhliches Werk, bei dem nicht nur stampfende, sich langsam steigernde Rhythmen bestimmende Elemente sind, sondern vor allem die gesanglichen Arrangements erzeugen zuweilen eine fast schon positive Stimmung. Dabei sind die Rollen eindeutig verteilt. Während die weiblichen Gesangsstimmen mehr für die lebensbejahenden Momente zuständig sind, grummeln die Herren der Schöpfung ihre kobaianischen Texte direkt aus der Unterwelt. Dazu kommen beeindruckende, bohrende Bassläufe, virtuoses Schlagzeugspiel und einige düstere, hypnotische Endzeitmomente. Doch wirkt alles insgesamt lebhafter, inhaltlich abwechslungsreicher und weit weniger auf lang gezogene Spannungsmomente getrimmt, abgesehen von recht langen, etwas zähen Intro bzw. "Ëmëhntëhtt-Ré I". Trotzdem ist dieses Werk ganz klar in der typischen, überaus intensiven, den Zuhörer verschlingenden Zeuhl Tradition gehalten, eben nur aufgelockert durch einige andersartige Einflüsse. Magma Fans werden hier sowieso blind zuschlagen, für alle anderen ist es vielleicht einmal die Chance, sich an die doch sehr eigene Musik der Franzosen heranzuwagen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2009