CD Kritik Progressive Newsletter Nr.67 (12/2009)
Shadow Gallery - Digital ghosts
(55:26, InsideOut, 2009)
Die letzten Jahre waren nicht unbedingt einfach für Shadow Gallery. Zwar machte man sich nach der Veröffentlichung des letzten Studiowerks "Room V" (2005) gleich an die Planungen für ein neues Album, doch vor allem nachdem im Oktober 2008 ihr Sänger und Gründungsmitglied Mike Baker nach einem Herzinfarkt plötzlich verstarb, stürzte dies die Band in eine Sinnkrise, wie es denn nun weitergehen sollte. Nach reiflicher Überlegung entschied man sich, die Arbeiten an "Digital ghosts" fortzuführen und glücklicherweise fand man nach einiger Suche mit Brian Ashland einen neuen Mann für den Posten hinterm Mikrofon. Doch wie bereits bei anderen Alben lud man wiederum diverse Gäste ein, u.a. Primal Fear Shouter Ralf Sheepers, sowie Schlagzeuger Joe Nevolo. Inhaltlich ist "Digital ghosts" ein Neubeginn, da man sich von den aufwändigen Konzepten der Vergangenheit verabschiedet hat, während musikalisch immer noch melodisch, opulent ausgestalteter Prog Metal, wenn auch mit mehr erdiger Härte im Vordergrund steht. Hinzu kommen die ebenfalls typischen Queen-artigen, opulenten, mehrstimmigen Chorgesänge, jedoch auf ein wesentlich erträglicheres Maß zurückgeschraubt. Dazu ein verspielter Mix aus harten Riffs und sinfonischer Breitseite in Vollbedienung. Gerade instrumental geben Shadow Gallery mächtig Gas - hin und wieder wären ein paar Pausen sicherlich hilfreich - und streuen jede Menge wuchtige Gitarren- und virtuose Keyboardsoli unters Volk. Das mag man nun mögen oder hassen, doch stimmt die Qualität und immerhin tappt die Band auch nicht mehr in die Falle, zu lange Longtracks mit zu viel heißer Luft zu füllen. Alle 7 Tracks bewegen sich unterhalb der 10 Minuten Grenze und sind durchaus nachvollziehbar und mehr auf den Punkt gebracht. So ganz aus ihrem eigenen Korsett können Shadow Gallery nicht ganz ausbrechen, denn ihrem Hang zu einem Schuss zu viel Pomp und übertriebener Dramatik bleiben sie weiterhin treu, wenn auch weit weniger offensiv wie bisher gewohnt. Dennoch ist "Digital ghosts" eine gute Fortsetzung des eigenen Stils, der den Fans definitiv gefallen wird und den Kritikern eben zum Teil wieder neues Futter liefert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009