CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)
Shadow Gallery - Room V
(75:27, InsideOut, 2005)
Vier Jahre war bei Shadow Gallery seit ihrem letzten Werk "Legacy" albumtechnische Sendepause. Mit fünf Alben in vierzehn Jahren gehören sie ja sowieso nicht gerade zu den Veröffentlichungskönigen, doch Qualität benötigt eben anscheinend seine Zeit. Mit neuem Label, sowie dem Ansatz, sich im Songwriting in erster Linie nicht an den Veröffentlichungen der Vergangenheit zu orientieren, ist "Room V" eine vom Sound und Zusammenspiel sehr frisch wirkende Rückkehr der Amerikaner. Klanglich wirkte sich hier sicherlich die Zusammenarbeit mit Jeff Glixman aus, der bereits bei Bands wie Black Sabbath, Kansas oder Gary Moore hinter den Reglern saß. Doch trotz aller eigenen Bekundungen, sind Shadow Gallery grundsätzlich ihrem Stil des sehr melodiebetonten Prog Metals mit dem Hang zu ausschweifenden, pompösen Arrangements treu geblieben. Nichtsdestotrotz wirkt "Room V" gereifter, ausgewogener, von allen bisher erschienenen Alben in sich am schlüssigsten. Gerade die innere Abwechslung, aber auch die mächtigen Melodiebögen, sowohl in den vielen Instrumentalteilen, wie auch in den Gesangstiteln, machen den Reiz dieses Werkes aus. Da brettert der kurze Opener "Manhurt" typisch prog-metallisch los, doch sowohl das folgende, sehr ausschweifende "Comfort me" mit Gastsängerin Laura Jaeger, sowie das leicht balladenhafte, romantisch angehauchte "The Andromeda strain" nehmen nicht nur Tempo und Technik zurück, sondern mit sehr viel Gefühl und dem leichten Hang für Bombast, gelingt Shadow Gallery eine stilistisch recht vielschichtige Mixtur. Gerade Tempowechsel, wie auch die Verbindung aus Technik und Melodie, ziehen sich als roter Faden durch das gesamte Album. Immer wieder werden zwischen den songorientierten Kompositionen, die vor allem auf die Stärke des Songwritings setzen, technische Kabinettstückchen eingestreut, die wiederum keineswegs zu überladen daherkommen. Die Band fährt den Ansatz des Bedienens der "beiden Welten", der Genres Prog und Metal, was dem Album hörbar gut tut, auch wenn man sich einige mal sehr nahe an der Kitschgrenze entlang hangelt. Doch diesen Makel kennt man ja bereits von den vorherigen Veröffentlichungen. Mit knapp 75 Minuten ist das Album vollgestopft bis an die Grenze und dieses mal wird man auch nicht mit einem vorgegaukelten Longtrack, der zum Großteil nur aus Stille besteht, an der Nase herumgeführt. Logischerweise ist bei so viel Musik auch etwas Leerlauf vorhanden, verliert das Album gerade im Mittelteil etwas von seinem Schwung, kann dennoch in der Gesamtheit überzeugen. Inhaltlich setzt "Room V" das Konzept des Vorgängers "Legacy" fort, welches die Geschichte zweier Menschen auf der Suche nach einer neuen Identität beschreibt. Ihre Identität haben Shadow Gallery mit diesem Album auf jeden Fall gefunden - eine alles in allem äußerst gelungene und hörenswerte Rückkehr.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005