CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Antony Kalugin Project (Sunchild) - The invisible line
(69:29, Caerllysi Music, 2009)
Der ukrainische Komponist, Keyboarder und Sänger Antony Kalugin legt mit dem Konzeptalbum "The invisble line" unter dem Namen seiner Projektband Sunchild im Jahre 2009 den zweiten Output vor. Wie schon auf dem Debütalbum "The gnomon" bietet er eine Vielzahl an Gefährten aus seiner Heimat auf, wobei vor allem die Musiker an den klassischen Instrumenten (z.B. Oboe, Fagott, Akkordeon, Flöte, Flügelhorn) für bereichernde Farbtupfer in der Welt der sinfonischen ProgMusik mit vielen Neo- und Retroanleihen sorgen. Von seiner schöpferischen Produktivität handelt es sich bei Kalugin sozusagen um den ukrainischen Roine Stolt an den Tasten, wenn man Revue passieren lässt, dass er in den letzten 3 Jahren bei drei Projekten (Sunchild, Hoggwash und Karfagen) und unter eigenem Namen schon sechs CDs veröffentlicht hat. "Die unsichtbare Linie" beginnt mit lyrischen und klassischen Tönen, wobei schon bald ein rhythmusbetonter Neoprog mit rockigen Tönen die Richtung wechselt. Der englischsprachige Gesang von Antony Kalugin ist nicht gerade von besonderer Güte, aber er nervt schon mal nicht, was für mich in unserem Genre schon fast als Erfolg zu vermelden ist. Außerdem hört man auf der CD auch hin und wieder bereichernde Backgroundgesänge, wobei eine weibliche Stimme auch schon mal "führen" darf. Die instrumentale Darbietung darf auf den fast 70 Minuten der regulären CD als gekonnt und auch abwechslungsreich bezeichnet werden. Die Kompositionen haben ebenfalls ihre Qualitäten und weisen einige nette Hooklines wie auch komplexere Strukturen auf. Hin und wieder werde ich an Melodielinien ähnlich wie bei Camel bzw. Yes / Genesis in den 70/80er Jahren und wie bei Collage / Satellite bzw. Solaris / After Crying ab den 90er Jahren erinnert. Trotzdem behält die Musik auf Grund ihrer süffisanten Mixtur von zusätzlichen klassischen, mittelalterlichen, jazzigen und zum Teil folkloristischen Elementen ihre besondere Note. Die elf Kompositionen bewegen sich in einem überwiegend "mittleren Tempobereich", worauf einige hörenswerte Ausflüge der Solo-Instrumente aufbauen. Insgesamt kommt die Musik auf "The invisible line" wirklich abwechslungsreich, nett und gut gemacht daher, wobei ich allerdings auch nach mehreren Hördurchläufen einen richtigen Knallertrack oder auch die notwendige Magie für zwingend zu wiederholende Hördurchläufe vermisse. Zudem gibt es das Werk auch als Limited Edition mit einer Zusatz-CD. Hier findet ihr neben einem nur auf Computer abzuspielenden 24minütigen "Making Of" Video sieben Zusatzstücke. Hierzu gehört die Longversion (1:40 länger) von "Amalgama" sowie der nicht auf der CD platzierte akustische Bass Track "Life for a moment" sowie das balladeske "Lady of the lake". Anschließend gibt es noch vier Demoaufnahmen, wobei drei davon bisher unveröffentlichte Nummern sind. Zwar beinhaltet die Bonus-CD nichts Essenzielles, aber für meistens 2,- Euro Aufpreis kann man sich schon die Limited Edition gönnen. Klangauszüge gibt es wie fast immer bei MySpace. Viel Spaß den Interessierten!
Wolfram Ehrhardt
© Progressive Newsletter 2009