CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)

Antony Kalugin Project / Sunchild - The Gnomon
(48:08 + 47:58, Caerllysi Music, 2008)

Seit 1994 ist Keyboarder Antony Kalugin in Progbands wie Karfagan oder Hoggwash aktiv, vor sechs Jahren hatte er seine erste Debüt-CD "The water" veröffentlicht, danach komponierte und produzierte er New Age- und Ethnomusik. Und nun legt Herr Kalugin unter dem Pseudonym Sunchild ein großförmig angelegtes Konzeptalbum vor. Über eineinhalb Stunden Gesamtspielzeit verteilt auf zwei CD, dazu noch zwei kurze Bonus-Videos, die zum Einen ein Studiomitschnitt zeigt und zum Anderen den Inhalt des Konzept (einen schlafenden Jungen den man auf seiner Traumreise durch die Welt begleitet) darstellt. Darüber hinaus wurde "The Gnomon" mit Hilfe von siebzehn verschiedene Musiker an Schlagzeug, Bayan, Bass, Gitarren, Flöte, Klarinette, Trompete, Oboe, Geige, Posaune, Saxophone, Mundharmonika, männlicher und weiblicher Gesang eingespielt. Natürlich kommt einem durch diese ähnelnde Rezeptur gleich so manche Rockoper aus dem Hause Arjen Lucassen in den Sinn. Kleine musikalische Parallelen zu Ayreon sind dann auch tatsächlich vorhanden, auch wenn sich Sunchild eindeutig mehr in Richtung Neo Prog mit leicht jazzigen Elementen hin bewegt, und der bekannten Ayreon-artige Spacerock oder Prog Metal hier viel weniger in Erscheinung tritt. Größere Schnittpunkte gibt es da schon im Breitengrad zwischen Camel oder Marillion. Also klassisch, nervendes Recycling? Ein entschiedenes Nein! Kaluginīs Stücke bieten kein gewöhnlichen Neo Prog, man merkt regelrecht die Suche nach Möglichkeiten sich vom herkömmlichen Neo Prog zu distanzieren. Dies geschieht hauptsächlich durch die Verwendung der unterschiedlichsten Instrumente, Gitarre und Keys sind dennoch im typischen Neo Prog-Stil gehalten, und verletzen somit nicht die Spielregeln des Genres. Die oftmals sehr langen Tracks haben einen hohem Instrumentalanteil und werden von verschiedenen ruhigen Klangmotiven mit eindringlichen Wohlklängen, Leidenschaft und Theatralik gespeist und schnurstracks durch expressives, leicht angejazztes oder härteres Spiel zu dramatischen Höhepunkten geführt. Erstaunlicher Weise harmonieren die Musiker ganz hervorragend, lediglich manch ungeschickt eingesetzte Gesangsrefrain wirken etwas unplatziert. Einige Male wird allerdings der Bogen zwischen Songlänge und Schönspielerei etwas überspannt. Dennoch ist Antony Kalugin mit "The Gnomon" ein rundum gutes Album gelungen.

Andreas Kiefer



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