CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)

Galadriel - Calibrated collision course
(65:12, Musea, 2008)

"Here we go again". So lautet die erste Textzeile auf "Blind hostage", dem ersten Titel auf "Calibrated collision course". Die Wahl hätte nicht passender gewählt werden können, denn nach über 10-jähriger Pause ist dies das erste Lebenszeichen der spanischen Neo / Retro Prog Formation Galadriel. Bereits auf dem 97er Output "Mindscapers" orientierte sich die Band von der iberischen Halbinsel stilistisch neu, eine Entwicklung, die auf dem 2008er Werk fortgesetzt wird. Galadriel sind immer noch im sinfonischen Progressive Rock zu Hause, doch soundtechnisch klingt man wesentlich mehr aktuellen Strömungen angepasst, als dass man nur auf die Kraft der analogen Vergangenheit baut. Sänger / Keyboarder / Bandleader Jesús Filardi baut auf aufwändige Vokalharmonien (u.a. mit Twelfth Night Sänger Andy Sears im Background), wobei man nicht unerwähnt lassen sollte, dass er nicht gerade zu den stimmgewaltigsten Sängern des Genres zählt. Dafür überlässt er bei der instrumentalen Führungsrolle vor allem der Gitarre (u.a. als Gast Jean Pascal Boffo) einigen Freiraum, wodurch das Material wesentlich rockiger und erdiger als auf den Vorgängern ausgefallen ist. Trotzdem ist der Sinfonik Faktor immer noch sehr hoch. Dummerweise krankt "Calibrated collison course" trotz langer Wartezeit an den Defiziten der Vorgänger: der akzentbeladene englisch-sprachige Gesang ist eher durchschnittlich und trotz einiger guter Ideen und ansprechenden Spannungsmomenten fehlt es an den ganz großen Augenblicken. Andererseits probiert Filardi einiges aus und experimentiert ebenso mit sperrigeren Ansätzen und nicht immer nur melodischer Vorausschaubarkeit. So entstehen einige spannende Instrumentalteile, die Lust auf mehr machen. Dies jedoch wie bei einem Mailorder Versand als "raffinierter Progressive Rock mit den besten Elemente von Yes, sowie den Höhepunkten der Italo Prog Szene" zu vergleichen, ist dann doch etwas arg daneben gegriffen. Ordentlich, zeitgemäß, aber nicht überragend.

Kristian Selm



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