CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)

Forgotten Suns - Innergy
(64:47, ProgRock Records, 2009)

Wieder mal gab es bei Forgotten Suns einige Besetzungswechsel zu verkraften, seitdem man 2004 das ambitionierte Konzeptwerk "Snooze" vorlegte. So wurde nicht nur Sänger / Keyboarder Linx ausgetauscht, sondern ebenfalls die Position am Bass neu besetzt. Diese Veränderungen im Line Up gingen einher mit einer gehörigen stilistischen Verschiebung. Statt wie bisher auf einen überaus gelungenen Mix aus sinfonischem Neo Prog und moderatem Prog Metal zu setzen, hat man jetzt Härtegrad und Tempo erheblich verschärft, stehen vor allem aggressive Riffs und düstere Stimmungen im Fokus. Oder um es direkter zu sagen: die Band ist nicht mehr wiederzuerkennen und fast nichts erinnert an die Vergangenheit Letztendlich ist diese Neuausrichtung konsequent, hat man mit dem neuen Frontmann Nio einen variablen Shouter am Mikrofon. Der neue Keyboarder Miguel Valadares liefert sich zudem mit Bandleader / Gitarrist Ricardo Falcão diverse Hochgeschwindigkeitsduelle, steuert aber ebenso wesentlich modernere, teils bohrende Sounds bei. Die Produktion kommt sehr druckvoll, wesentlich mehr auf die Gitarre zugeschnitten aus den Boxen, die Musik wirkt routiniert genretypisch mit einem gehörigen Touch aktuellem Zeitgeist eingespielt, doch trotz der inzwischen erreichten Professionalität ist dabei der Charme bzw. die eigene Identität der früheren Aufnahmen verloren gegangen. Wo die Portugiesen bisher immer Raum für atmosphärische Parts, gelungene Wechsel aus harten und verspielten Passagen boten, regiert jetzt ausschließlich die harte, flott galoppierende Gangart vor, wie man sie eben schon von so vielen anderen Bands kennt. Natürlich ist im Heavy Sektor eine viel größere Fangemeinde zu finden, was zum Teil als Erklärung dafür dienen kann, dass Forgotten Suns diesen Schritt gewagt haben. Für die bisherigen Fans ist dieses Album einfach nur ein krasser Schnitt.

Kristian Selm



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