CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

Forgotten Suns - Snooze
(48:26 + 32:24, Magic Rope Music, 2004)

Solche Alben, die sogar im optischen (Bandname u. Logo) so offen auf Ihre Vorbilder hinweisen, landen bei mir immer erst einmal in eine der untersten Schubladen. Doch ich muss gestehen, die portugiesische Band Forgotten Suns haben sich nach mehreren Hördurchgängen wieder nach oben gearbeitet. Auch die Gesamtspielzeit von knapp über 80 Minuten, aufgenommen auf zwei CDs, erschien zunächst als zu übertrieben, doch nach genaueren Untersuchung war der Grund klar, CD-2 beinhaltet einen schönen Multimedia-Teil. Wie schon angesprochen, ist die Musik der vierköpfigen Band nicht unbedingt leicht zugänglich, es benötigt schon etwas mehr Zeit, bis der Funke überspringt. Dies liegt nicht etwa an einer zu komplexen Instrumentierung, die ist schon im typischen Neo Prog verwurzelt, vielmehr an den ständig wechselnden Arrangements und Kompositorischen Einfällen. Eben noch recht ruhig und durchschaubar, dann sofort ein Break, und mit einigem an Dynamik und Power wird dem Stück eine ganz neue Richtung vorgegeben. Dies geschieht häufig durch härter gespielten Gitarren Marke: Dream Theater, schön eingesetzte Keyboard-Soli Marke: Marillion, Enchant, oder mit kernigen und verzerrten Refrains. Markante Melodiebögen und griffige Gesangsmelodien sind zwar ebenfalls vorhanden, sie kommen aber nur sehr selten zur Wiederholung. Natürlich ist dies für den Wiedererkennungswert der Songs nicht gerade förderlich, auch ist der Drang zur Überladung leicht gegeben, doch bekommen Forgotten Suns fast immer noch die Kurve. Der Longtrack "Dream killer" (mit ca. 20 Minuten) ist als Paradebeispiel am besten heranzuziehen. Auf der einen Seite sehr abwechslungsreich und mit vielen Wendungen versehen, auf der anderen Seite ist man zwischendurch schon mal geneigt aufs Track-Display des CD-Player zuschauen, ob denn bereits ein anderer Song begonnen hat. Leider sind die Songtexte nur im Multimedia Teil nachzulesen, ein zusätzlicher Druck ins Booklet wäre vielleicht die bessere Lösung gewesen, um somit einen ständigen und tieferen Einblick in die musikalische Umsetzung zubekommen. Das allgemeine Klangbild sowie auch der Gesang von Linx, der im übrigen auch alle Keyboards eingespielt hat, ist als ganz ordentlich zu bezeichnen. Ansonsten ist diese Veröffentlichung für Neo Prog Fans die es nicht zu sehr harmonisch mögen, eine Empfehlung wert.

Andreas Kiefer



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