CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

Traumhaus - Die andere Seite
(63:07, Saustark Records, 2008)

Traumhaus ließen sich aus den verschiedensten Gründen jede Menge Zeit. Sieben Jahre nach ihrem ersten, titellosen Longplayer, drei Jahre nach der EP "Hinaus", legen sie mit "Die andere Seite" ihr zweites Album vor. Mittlerweile auf Trioformat geschrumpft (Tobias Hampl - Gitarre, Alexander Weyland - Gesang & Keyboards, Hans Jörg Schmitz - Schlagzeug, Percussion), im Studio von Jordan H. Gazall am Bass unterstützt, bietet die Band anspruchsvollen Progressive / Art Rock mit völlig unpeinlichen deutschen Texten. Zwar wird gerade bei den Keyboards die volle analoge Breitseite mit Mellotron, Minimoog, Hammond, Fender und Korg Synthies aufgefahren, dennoch ist trotz deutlichem Retro Touch, dieses Album eine gelungene Gratwanderung zwischen alt und neu, zwischen griffigen Melodien und eleganten, wie auch spannenden Instrumentalparts. Der inhaltliche Bogen reicht von elegischen Momenten bis hin zu moderater Härte, ohne dass man dabei über die Stränge schlägt und sich in Selbstdarstellung verliert. Zu allererst funktioniert der Ansatz von Traumhaus als homogenes Ganzes, der durch seine kompositorische Dichte, sowie moderaten Einflüsse von spielerischer Härte und Modernität besticht. Hinzu kommt als perfekte Abrundung der lyrische Anspruch der meist nachdenklichen, von der inneren Entwicklung geprägten Texte. Zwei Titel ("Hinaus", "Bleibe hier") waren bereits in leicht anderen Versionen auf der Vorgänger EP zu finden, Kernstück ist jedoch das in drei Teile über das Album verteilte Titelstück, das von der Laufzeit her knapp die Hälfte der Spielzeit einnimmt. Doch trotz vier Tracks jenseits der 10 Minuten Marke wirken die Ideen von Traumhaus nicht aufgeblasen oder auf Länge getrimmt, sondern ohne ausschweifende Soli entstehen interessante Songgeflechte, die sowohl von den fast ohrwurmartigen Melodien, wie auch den oftmals wuchtigen Instrumentalpassagen beeindrucken können. Gerade als deutschsprachige Band hat man es im Heimatland naturgemäß etwas schwieriger, doch Traumhaus brauchen sich weder textlich, noch spielerisch vor der internationalen Konkurrenz zu verstecken. Gelungenes Werk und ein deutliches Statement, dass moderner Art / Progressive Rock eben auch in deutscher Sprache funktioniert!

Kristian Selm



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