CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)

Stockman - Future science
(62:27, Syngate, 2008)

Der belgische Musiker Godfried Stockmans gehört praktisch schon zum Inventar des Syngate Labels. Fünf Jahre nach Veröffentlichung seines Debüts "World of Azquan" liegt nun sein bereits drittes Album vor. Doch Vorsicht! Wer mit den ersten beiden Werken vertraut ist, wird sich schon ein bisschen wundern angesichts dessen, was der Belgier auf seinem neuesten Oeuvre präsentiert. Keine Spur von schüchterner, melodiöser Elektronik-Musik! Stattdessen ist "Future science" ein ausgesprochen sperriges, bisweilen etwas seltsam anmutendes Album. Düstere Soundcollagen, mächtige, eigenwillige Rhythmusarbeit - das ist nun wirklich keine Easy Listening Elektronik. Manches mag nach einem Soundtrack für einen abgefahrenen Science Fiction Film klingen, erst gegen Ende des Albums geht es in etwas melodischere, leichter verdauliche Bahnen. Dabei sind "Science of music" und "Virtual dreams" meine Favoriten, da hier Experimentelles und Symphonisches geschickt miteinander verbunden wird. Ich gehe sogar so weit, dass "virtual dreams" mit einigen wunderbaren Orgelpassagen sein bisher mit Abstand stärkster Song ist, der auch dem geneigten Proghörer zusagen könnte. "Future Science" erfordert offene Ohren, es ist wahrlich keine 08/15 Nummer mit einer bloßen Anhäufung Genre-üblicher Zutaten. Andererseits ist es auch nicht derart abgefahren geraten, dass es zum reinen Soundcollagen-Brei entartet. Wie ich finde, hat dieses Werk durchaus einen eigenen Reiz zu bieten. Leicht zugängliche Elektronik-Ohrwürmer darf man aber keinesfalls erwarten. Nicht uninteressant und angesichts der vorangegangenen Alben sicherlich eine Weiterentwicklung, auch wenn nicht jeder, der die bisherigen Stockman-Alben toll fand, diesen Weg mit beschreiten möchte. Respekt!

Jürgen Meurer



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