CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)

The D Project - The Sagarmatha Dilemma
(49:05, Ipso Facto, 2008)

Wäre Stephane Desbiens Fußballer geworden, liefe er im Trikot mit der Rückennummer "10" auf. Diese Leibchen sind Kickern vorbehalten, denen man zutraut, das Spiel zu lesen und zu lenken. Sie sind meist über die Maßen kreativ, technisch beschlagen und machen oft Dinge, die niemand für möglich hält. Nun ist Stephane Desbiens allerdings Musiker geworden. Und doch einer, der genau das macht, was die "Zehner" des Fußballs auch machen: Leute verzücken. "Oh, Sorry... ich glaub ich befinde mich noch mitten im EM-Fieber". Stephane Desbiens (normalerweise Gitarrist der Band Sense) nutzt für sein Solo-Projekt das neue sowie das alte Genre, um seinen Cocktail aus Neo Prog, Prog Metal, klassischem Prog, Hardrock, Rock/Pop, und etwas Blues zu würzen. Aber es gilt hier nicht: je chaotischer, desto besser - es werden keine spielerischen Grenzen überschritten. Die Musik von D-Project schöpft lediglich aus diesem ganzen Spektrum: Mal progressiv, mal alternativ, mal eingängig, mal in voller Härte, mal akustisch kommen die sorgfältig arrangierten Stücke daher. Die taktische Grundausrichtung heißt dabei häufig: Pink Floyd. Aber genau da liegt, wie bereits beim Vorgänger-Album, mein Problem. Warum benötigt man bei einem doch sonst so authentischen Mix eine solch unnötige und extreme Nähe zu Pink Floyd? Nix gegen Pink Floyd - ganz im Gegenteil, aber die Anleihen in Gesangs-Refrains und Gitarrenspiel geben den besagten Tracks lediglich einen mittlerweile reizlosen Pink Floyd-Flair. Stephane Desbiens sollte besser seine eigene Ideen ausleben, was die Musik insgesamt noch viel unberechenbarer machen würde. Diesen Eindruck können auch illustre Gastmusiker wie Stu Nicholson (Galahad), Brett Kull (Echolyn), Derek Sherinian (ex Dream Theater)- je bei einem Song beteiligt, und John Green (Singularity)- bei allen Songs beteiligt, nicht wett machen. Dazu kommen dann noch die bekannten Musiker aus dem Vorgänger Album an Bass, Chapman Stick, Drums, Geige, und Gesang. Stephane Desbiens, der sich im Booklet lediglich mit dem Anonym "D" zu erkennen gibt, schrieb wieder alle Songs, spielte neben der Gitarre auch die Keyboards und steuert zudem den größten Teil des Sologesangs bei. Was mich ebenfalls nicht ganz so euphorisch stimmt, ist der einfältige Mitsing-Refrain bei "Even if I was wrong". Dennoch hat "The Sagarmatha Dilemma" überwiegend schöne Stellen und eine große musikalische Vielfalt vorzuweisen, was diesen Longplayer zu einem guten und fluffigen Album macht.

Andreas Kiefer



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