CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

The D Project - Shimmering lights
(48:34, Ipso Facto, 2006)

The D Project, das ist das Solo-Projekt von Sense-Gitarrist Stephane Desbiens. Er singt selbst, spielt Keyboards, Mellotron und natürlich alle anfallenden Gitarren. Aber der Franko-Kanadier vereint auf "Shimmering lights" auch recht bekannte Künstler wie Tomas Bodin (Flower Kings), Martin Orford (IQ), und Fred Schendel (Glass Hammer) sowie einige interessante Talente an Bass, Drums, Violine und Background Vocals. Geboten wird eine hinreißende Mischung fast aller Spielarten. Das geht vom klassischen Prog, Neo Prog, Heavy Prog über Hardrock, Jazz- und Bluesphrasierungen mit leicht moderneren Anklängen. Dreh- und Angelpunkt ist logischerweise die Gitarre, mit komplexen, ausschweifenden aber nie nervenden Orgien, die sich zum Teil schon mal in richtig knüppeldicke Metallbretter steigern. Die oben genannten Mitspieler haben zwar auch einiges an Spielraum bekommen, sie sorgen insgesamt aber mehr für die melodisch-atmosphärisch-rhythmische Struktur. Zur besseren Vorstellung, die sieben Songs wandeln am häufigsten irgendwo zwischen Pink Floyd, Genesis und neueren King Crimson umher. Die stärksten Tracks stehen am Anfang und am Schluss, im Mittelteil der CD drängt man allerdings, aufgrund der gilmouresken Solis und den Ähnlichkeiten bei den Gesangspassagen, etwas zu extrem in die Pink Floyd Nische. Und das ärgert mich ein wenig, denn dieses Erscheinungsbild wäre absolut nicht nötig gewesen, da man sonst durchaus über ein prägnantes Eigenpotenzial verfügt. Gesanglich setzt Stephane Desbiens zwar keine Glanzpunkte, besonders wenn er etwas zum Schreien mutiert, dennoch ist der Gesang als ganz ordentlich zu bezeichnen. Trotz allem halte ich "Shimmering lights" für ein quicklebendiges Werk, mit gefälligen, manchmal sogar ergreifenden Kompositionen. Als kleinen Bonus gibt es noch ein kurzes Video, u.a. mit einer Art Gitarrenunterricht für Fortgeschrittene. Der Dozent: Stephane Desbiens.

Andreas Kiefer



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