CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)

Guapo - Elixirs
(58:10, Neurot Recordings, 2008)

Stillstand kann man Guapo wohl kaum vorwerfen. So wie die britische Band fast bei jedem Output bei einem neuen Label landet, so ist auch die Zeuhl Vollbedienung der letzten beiden Alben "Black Oni" und "Five suns" Schnee von gestern. Zwar haben sich Guapo "Elixirs" nicht ganz vom stilistischen Weg der Vorgänger verabschiedet, dennoch ist das aktuelle Album um einiges subtiler und zurückgenommener ausgefallen. Neu hinzugekommen sind der unterschwellige Einfluss von psychedelischen, krautigen Tendenzen, sowie kammermusikalischer Rockmusik (verstärkt durch Gastmusikerin Sabra Hubrich in Violine und Viola). "Elixirs" ist kein Schlag ins Gesicht, sondern eher ein sanftes, wenn auch sehr, sehr düsteres, irgendwie verstörendes und recht beklemmendes Streicheln der Seele. Interessanterweise nimmt die inhaltliche Neuorientierung sowohl den meditativen, drogenbenebelten Geist der frühen 70er auf, verzweigt aber genauso in Momente voll dunkler Endzeitstimmung. Auch wenn Guapo inzwischen inhaltlich etwas ruhiger geworden sind und manches nach Musik in Zeitlupentempo klingt, so ist neben der mystischen Grundstimmung, vor allem das Vertrauen auf schräge und sperrige Töne geblieben. Worte, wie "Fröhlichkeit" scheinen im musikalischen Sprachschatz von Guapo nicht vorzukommen. Trotz des zurückgenommenen Tempos funktioniert der Klangkosmos der Briten auf seine ganz eigene Weise. Es gelingt langsam, aber eindringlich und vor allem mit minimalistischen Ansätzen die Spannung aufzubauen. Asiatischen Elemente und krachender Retro Prog sorgen weiterhin für inhaltliche Lebendigkeit. Auch wenn vieles sich erst langsam entwickeln muss und Guapo wieder eine leicht veränderte Richtung anpeilen, ist auch "Elixirs" wiederum eine sehr stimmiges, in sich komplett schlüssiges, sehr faszinierendes Album geworden.

Kristian Selm



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