CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)
Jerome Froese - Shiver me timbers
(73:07, Moonpop Records, 2008)
Es ist ja nun schon viele Jahre her, dass Tangerine Dream Urgestein Edgar Froese seinen Sohn Jerome in seine Stammformation aufnahm. Hier hat er nicht nur im Laufe vieler Aufnahmen seine Erfahrungen gesammelt, sondern er hat neben Anerkennung in Form von Grammy-Nominierungen mittlerweile auch seine eigenen Spuren hinterlassen. Nach dem bereits in Heft Nr. 55 vorgestellten exzellenten Debütalbum "Neptunes" folgt nun mit "Shiver me timbers" sein zweiter Solostreich. Auch wenn in der Instrumentierungsauflistung Tasteninstrumente, Glockenspiel und Programmierung aufgeführt werden, so sind auf dem vorliegenden Werk die meisten Klanglandschaften tatsächlich mittels Gitarre erzeugt worden. Zwar ist mir letzten Endes relativ egal, woher die erzeugten Töne stammen, Hauptsache sie gefallen mir - aber irgendwo ist es doch recht beeindruckend, was offenbar so alles mit der Gitarre und entsprechendem Equipment möglich ist. Die Plattenfirma nennt dies auf ihrem Beipackzettel "Guitartronica". Das lässt mich sofort an Frippertronics denken, doch Soundscapes nach Art des King Crimson Masterminds liegen hier nicht vor. Hier geht dann doch Melodie eindeutig vor Experimentierfreudigkeit. Und so werden wieder nette sphärische Klanglandschaften präsentiert, stimmige Atmosphären erzeugt und auch der Melodiefaktor kommt nicht zu kurz. Auch schafft er es hin und wieder, nicht allzu sehr nach einem weiteren Tangerine Dream Album zu klingen, also seine eigene Note einzubringen, die rechtfertigt, dass dies als Soloalbum und eben nicht als TD-Werk fungiert. Höhepunkt des Albums ist für mich das atmosphärisch dichte "Inside the secret" mit leichten Oldfield-Reminiszenzen im Intro. Keiner der insgesamt elf Tracks fällt qualitätsmässig ab, doch scheinen mir die gut gemeinten 73 Minuten insgesamt ein wenig zu lang zu sein. Moonpop beschreiben das Album als ungemein entspanntes, ständig vibrierendes Klangerlebnis aus Dream Pop, moderner Elektronik und Indierock-Gitarrenklängen. Entspannt, vibrierend, moderne Elektronik - das kann ich mit unterschreiben.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2008