CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)
Prime Mover - Imperfekt
(60:59, Skivkraft, 2007)
Schon sehr nett, wenn die eigene CD Kritik bzw. der gnadenlose Verriss (in diesem Fall das Debüt "Mr.Zingelmann" der finnischen Band Prime Mover) auf der Bandseite recht selbstironisch als "Klassiker" gewürdigt wird. Doch Dank an die Band, dass ich noch eine zweite Chance bekomme. Und siehe da: seit dem ersten Kontakt gingen nicht nur einige Jahre ins Land, recht offensichtlich hat sich die Band auch ansprechend weiterentwickelt. Als kleine Minderheit in Finnland bevorzugt man eine Art Schwedisch, in der auch die kompletten Texte des Albums gehalten sind. Netterweise sind diese aber in englischer Übersetzung auf der Band Homepage verfügbar. Stilistisch ist man vermehrt in Retrogefilden zu Hause, jedoch mit einem unterschwelligen Hang zu melodisch, sinfonisch ausladenden Momenten. Je länger man sich "Imperfekt" anhört, umso mehr wird man von diesem Album gefangen genommen. Steht zu Beginn vielfach die melodische Schlagseite im Vordergrund, geht es im zweiten Teil des Albums weitaus abwechslungsreicher zu Werke. Prime Mover verstehen es einerseits, proggig mit 70s Touch loszurocken, andererseits dürfen eben auch ein paar moderne Schlenker, schmachtende Balladenansätze und ganz leichter Jazz Rock Touch nicht fehlen. Und zu guter letzt kommt natürlich auch die skandinavische Melancholie zu ihrem Recht. Dies wird jedoch alles harmonisch vermengt, zudem sich ein leicht trauriger Unterton als roter Faden durch das Album zieht. Dieser Eindruck wird ebenfalls durch die kantige Sprache noch weiter verstärkt. Sicherlich bewegen sich Prime Mover weitgehend auf allseits bekanntem Terrain, doch der Band gelingt es, mit einer gewissen Lockerheit und Unverkrampftheit diverse Sympathiepunkte einzuheimsen. Meine zweite Bekanntschaft mit Prime Mover ist damit um einiges positiver und "Imperfekt" eine gute Wahl für skandinavischen Prog Rock auf spielerisch ansprechendem Niveau.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008