CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)
Ovni - The true purposes of god
(74:23, Privatpressung, 2006)
Mehr als zwei Jahre nach ihrem vierten Album "Humanos pero no terrestres" legt das Quartett aus El Salvador ihr neues Werk vor. Verändert hat sich im Prinzip nicht viel. Besetzungstechnisch hat lediglich an der Schlagzeugposition ein Wechsel stattgefunden, der aber nicht zu einer wesentlichen Umorientierung geführt hat. Im Gegenteil, vieles vom Vorgängerwerk hat hier seine Fortsetzung gefunden. So wird auch hier nicht ohne Grund gleich der englische Titel mitgeliefert ("The true purposes of God"), denn auch dieses Konzeptalbum beinhaltet einen ähnlichen Aufbau wie "Humans but no terrestrians". Einige, meist auf Radiotauglichkeit ausgerichtete Titel, werden in Englisch vorgetragen, der größte Teil allerdings in Muttersprache. Als eindeutiger Kopf der Band erweist sich erneut Sänger, Gitarrist und Komponist Rafael Alfaro. Wer seine Stimme nicht mag, hat wenig Chancen, das Album zu genießen, denn seine Präsenz ist sehr stark, wobei seine Gitarrenarbeit überwiegend auf die akustische Gitarre fokussiert. Die Übergänge bei den insgesamt 10 Titeln werden von einem Erzähler gestaltet (in Englisch gehalten), meist mit leiser Keyboarduntermalung, was den Konzeptcharakter verstärkt. Auch diesmal wollten sie nicht darauf verzichten, kommerzielle Nummern unterzubringen, so dass sie ihrem Motto treu geblieben sind, klassischen Prog mit anspruchsvollem Pop zu mischen. Das dürfte dazu führen, dass manchem Prog-Fan das Album dann insgesamt doch zu mainstreamig ausgefallen ist. Das Album startet recht bedächtig. Ein schönes Thema wird aufgebaut, anfangs meist spärlich mit Akustikgitarre oder Keyboards begleitet, intensives Zusammenspiel des Quartetts folgt erst später. Dann fällt mir allerdings der Schlagzeugsound bisweilen auf die Nerven, da aufkommendes Zusammenspiel von Gitarre und Tasten von den Drums regelrecht zugescheppert wird. Ein Umstand, der in Ansätzen auch schon beim Vorgängeralbum zu beobachten war. Bei den kommerziellen Nummern begehen sie diesen Fehler nicht. Insgesamt gibt es zwar durchaus ansprechende Arrangements zu hören, aber im Vergleich zum Vorgänger fällt dieses Album, das für meinen Geschmack auch an der etwas zu üppigen Spielzeit leidet, leider ein wenig ab. Am Ende findet sich ein gelegentlich mit Technosounds unterlegter Titel, der überraschenderweise dann tatsächlich einige progressive Parts enthält, in der die Gitarre auch mal etwas kräftiger abgeht und der Keyboarder mal brillant soliert. Davon (ohne den Technoteil) hätte es gerne mehr sein dürfen. Ich hatte mir mehr versprochen, da ich gehofft hatte, dass das bereits zu erkennende große Potenzial der Band gerade in Richtung Proganteil ausgebaut würde, aber sie haben sich entschlossen, auf mögliche höhere Verkauszahlen zu schielen, wie immer die auch in ihrem Heimatland aussehen mögen. Muss man wohl respektieren.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2007