CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)

Pain Of Salvation - Scarsick
(67:51, InsideOut, 2007)

Mit dem Vorgängerwerk "Be" spielten und führten Daniel Gildenlöw und seine Mannen recht schweren bzw. sperrigen Tobak auf, bei dem der Zuhörer etwas zu viel mit dem Wort "ambitioniert" konfrontiert wurde. Sicherlich hat das Album seinen gerechtfertigten Platz als inhaltlich diskussionswürdiges, aber auch musikalisch weitgreifendes Pain Of Salvation Album. Doch gerade die Wagnisse des Ungewöhnlichen machen Pain Of Salvation seit jeher zu einer interessanten Band oder wie Gildenlöw es meint "Überraschungen gehören zum Konzept von Pain Of Salvation". "Scarsick" scheint auf den ersten Blick inhaltlich weit weniger spektakulär, beginnt es doch mit einer Rückkehr zum prog-metallischen Sound der Vergangenheit, entwickelt aber im weiteren Verlauf eine ganz eigene Stilvielfalt, wobei die Schweden einmal mehr beweisen, dass sie ihren ganz eigenen, keinesfalls mit anderen Bands vergleichbaren Weg gehen. So sind die 10 Tracks keine bloße Weiterführung der Vergangenheit, Experimente mit neuen Soundmöglichkeiten und anderen Richtungen gehörten schon immer zum Handwerkszeug des Multitalents Gildenlöw. Während der teilweise eingesetzte Sprechgesang bei den Openern "Scarsick" und "Spitfall" bei diversen Nu Metal Bands ebenfalls seit einiger Zeit zum guten Ton gehört, harte Akkorde und weiche, balladenhafte Momente wie auf anderen Werken der Schweden die innere Balance schaffen, überrascht der augenzwinkernde, aber sehr originell eingesetzte Diskogroove bei "Disco queen" dann doch. Sicherlich wieder mal ein Titel, der für einigen Gesprächsstoff unter den Fans sorgen wird. Textlich wird auch kein Blatt vor den Mund genommen, und so bekommt die U.S.A. in "America" ganz ungeschminkt einiges an Vorwürfen an den Kopf geworfen. "Scarsick" beweist, dass bei Pain Of Salvation kein musikalischer Stillstand herrscht, auch wenn nicht ganz die atmosphärische Tiefe, die Faszination wie z.B. beim 2000er Output "The perfect element Pt.1" erreicht wird. Kompositorisch ist somit zwar nicht jeder Einfall von meistwerklichem Erfolg gekrönt, doch Pain Of Salvation entwickeln sich eben ganz offensichtlich in den unterschiedlichsten Bereichen weiter, und ihr musikalisches Niveau ist immer noch auf einem erfreulich hohen, spannend anzuhörenden Level. Da spricht es ebenfalls für die Band, dass man ohne ausgiebige Soli auskommt, aber immer noch mit relativ langen Songs den Zuhörer fesseln kann.

Kristian Selm



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