CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)

Focus - 9 / New skin
(68:14, Red Bullet, 2006)

Überraschend schnell nach ihrem Comeback präsentiert die Holländische Formation um Thijs van Leer ein neues Album. Doch hoppla, Sinnestäuschung: Der Vorgänger datiert immerhin auch schon aus dem Jahr 2002! Kann es sein, dass die Zeit immer schneller verfliegt? Ein Blick auf die Besetzungsliste zeigt, dass sich wieder einiges getan hat. Neben van Leer hat nur noch Bassist Bobby Jacobs von der letzten Platte überlebt. Schade eigentlich, denn vor allem Gitarrist Jan Dumée hatte für deutlich frischen Wind gesorgt, grade seine Kompositionen haben mir besonders gut gefallen. Der neue Mann heißt (leider) nicht Jan Akkermann, sondern Niels van der Steenhoven , doch wir wollen nicht unfair sein. Den typischen Akkermann Sound hat er jedenfalls recht gut drauf. Dafür kehr ein guter alter Bekannter in die Band zurück: Pierre van der Linden ist wieder mit von der Partie! Ein gutes Omen, war er doch der Drummer auf den klassischen Focus-Highlight ï"Moving waves" und "Focus 3". Tatsächlich orientiert sich die Band stark an ihrer eigenen Vergangenheit. Titel wie "Focus 7', "Hurkey Turkey 2" oder "Sylvia's stepson - Ubatuba" sprechen eine deutliche Sprache. Man kennt sich halt sofort aus. Van Leers Hammondspiel, seine Flötensolos, gelegentlicher Jodelgesang alles schon mal da gewesen. Nur halt damals ein bisschen besser. Trotzdem gelingt der Band ein ordentliches Album. Richtige Highlights kann ich zwar nicht ausmachen, dafür aber auch keinen Totalausfall. Focus bieten genau das, was der Fan erwartet: Melodiöse, oft melancholisch getragene Instrumentalmusik. Nur beim Blues "Just like Eddy" gibt es Gesang (wenn man mal von van Leers Jodeln absieht). Alle, die vom typischen Focus Sound einfach nicht genug bekommen können, werden auch dieses Album lieben. Doch auch ihre Kritiker können sich bestätigt fühlen. Auf Dauer fehlt einfach Abwechslung, stilistische Bandbreite. Auch wenn immer wieder mal klassische Elemente eingewoben werden, wirklich komplex oder gar fordernd ist dieses Musik nicht, eher geeignet für ruhige Abendstunden bei einem Glas guten Rotweins. Doch auch das hat seine Berechtigung.

Andreas Kipp



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