CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Fall Of Echoes - Red tree
(58:21, Privatpressung, 2006)
Im Jahr 2004 konnten sich Orphan Project mir ihrem Album "Orphan found" ganz locker einen vorderen Platz in der Reihe der besten unbekanntesten Bands und Alben sichern. Ohne die entsprechende mediale Rückendeckung gehen eben leider immer wieder hörenswerte Alben im Überfluss der Veröffentlichungen unter. Da kann man nur hoffen, dass dem ebenfalls gelungenen Nachfolgeprojekt Fall Of Echoes (entstanden aus dem Zusammenschluss aus Musikern von Orphan Project und Visual Cliff) nicht das gleiche Schicksal vorbestimmt ist. Mit dem Opener "Groaning" wurde ein etwas eigenartiger und nicht gerade repräsentativer Einstieg gewählt. Der schleppende Rocker erinnert mit seinen harten Riffs und dunkler Atmosphäre eher an eine verwirrte Metalband auf Abwegen und auch gesanglich klingt Bandleader Shane Lankford irgendwie sehr eigenartig. Doch ab dem zweiten Titel ist auf einmal wieder die Magie aus stimmungsvoller, sinfonischer Rockmusik, unterschwelligen, aber eindringlichen Melodien, sowie modernem, songorientierten Progressive Rock da. Ab hier klingt "Red tree" eigentlich wie eine leicht modifizierte, weiterentwickelte Version von "Orphan found", nur dass man mitunter in eine leicht härtere Spielart verfällt. Die musikalische Stärke bezieht dieses Album vor allem aus seiner eindringlichen melodischen Kraft, sowie dem geschickten Wechsel aus ruhigen, stimmungsvollen Passagen und rockorientierter Griffigkeit. Fall Of Echoes setzen übrigens nicht auf typische Retrosounds und komplexe Wechsel, dennoch merkt man ihren Kompositionen unterschwellig die progressive Note an. Vielleicht gerade weil hier eben nicht nach der Holzhammermethode vorgegangen wird, klingt die Musik leichter, zugänglicher, aber trotzdem stimmig und vor allem gut arrangiert. Fall Of Echoes Texte sind übrigens christlich geprägt, jedoch keineswegs so offensiv und in den Vordergrund gedrängt, wie zum Teil die Botschaften der jüngsten Werke von Neal Morse. "Red tree" ist durch seine Zugänglichkeit und Unaufgeregtheit sicherlich ein Album für ein wesentlich breiteres, keinesfalls nur auf Progressive Rock schielendes Publikum, deswegen kann hier nur der Tipp lauten: bei entsprechender musikalischer Vorliebe, einfach mal auf die Homepage der Band vorbeisurfen und sich selbst einen Höreindruck verschaffen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006