CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Traumpfad - Die Kreise schließen sich
(54:08, Privatpressung, 2006)
"Traumpfad haben sich zusammengefunden, um miteinander anspruchsvolle, aber eingängige Rockmusik zu spielen". Mit dieser sehr gut auf den Punkt gebrachten Selbsteinschätzung stellt sich die süddeutsche Band auf ihrer Website vor. "Die Kreise schließen sich" ist nach dem titellosen Debüt das zweite Album der Bayern, die dann aber bei genauer Betrachtung doch sehr viel mehr bieten, als dies die einleitende, nüchternde Bandbeschreibung vermuten lässt. Neben dem starken Songwriting, einem guten Mix aus griffigen Melodien und prächtigen Instrumentalteilen, das Wagnis ausschließlich auf deutsche Texte zu setzen, können Traumpfad vor allem einen sehr gelungenen Retroansatz in die Waagschale werfen. So vereinen sie stilsicher sinfonischen Progressive Rock mit Hard Rock / Rock 70er Jahre Prägung, wobei sich vor allem das herrlich angetagte Tastenarsenal aus Hammond, Mellotron und Synthiesounds, aber auch die prägnanten Gitarrensoli gleich in den Ohren festsetzen. Die Arrangements sind detailverliebt, aber dennoch auf den Punkt gebracht, ein anfangs nicht zu hoher Breakfaktor sorgt für die entsprechende Zugänglichkeit. Die Musik des Fünfers geht aber nicht nur gut ins Ohr, sie nutzt sich ebenso nach mehrmaligem Anhören nicht ab, da Tempo- und Stimmungsänderungen für genügend Abwechslung sorgen. Ein weiterer Pluspunkt dieser Scheibe: der gute Sound, für den sich die Farmland Studios in Freising zuständig zeigen, sowie der Mix und die Abmischung von Yogi Lang (RPWL). Zugegebenermaßen hatte ich zu Beginn leichte Probleme mit den recht lyrischen deutschen Texten, der beim ersten Eindruck leicht schulmeisterlich wirkenden Intonation von Sänger Flo Huber. Doch wahrscheinlich liegt dies einfach daran, dass sobald die Texte in der Muttersprache gehalten sind, man diese gleich kritischer beäugt. Doch die ersten Vorbehalte sind inzwischen gänzlich weggewischt, denn im weiteren Verlauf des Albums werden die Texte zu einem weiteren Pluspunkt des Gesamtpaketes, da sie eine passende Einheit mit der Musik bilden. Überhaupt entfaltet sich dieses Album immer mehr, gewinnt es mit fortschreitender Laufzeit an Profil, Individualität und innerer musikalischer Kraft, da es im zweiten Teil auch um einiges komplexer zur Sache geht. So ist Traumpfad mit "Die Kreise schließen sich" ein sehr gutes, rückwärtsgerichtetes Rock / Progressive Rock Album gelungen. Traumpfad gehören somit zu meinen persönlichen Entdeckungen dieses Jahr. Mehr zu dieser hoffnungsvollen Band, wie auch einige, leider recht kurze Soundschnipsel auf deren Website, die man wie immer über unsere Linksammlung erreichen kann.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006