CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)

No Name - 4
(55:19, Musea, 2006)

Auch wenn etwas mehr als sieben Jahre vergingen, seit No Name ihren letzten Longplayer "The other side" veröffentlichten, so waren die Luxemburger Neo Progger in all den Jahren keineswegs untätig, trotzdem man sich aus privaten Gründen eine längere Auszeit gönnte. Vor allem im Livesektor war man zwischendurch immer wieder aktiv. Erst kürzlich spielten sie in ihrer Heimat im Vorprogramm von Fish auf dessen "Return to childhood" Tour, in den letzten Jahren supportete man u.a. IQ, Barclay James Harvest und Golden Earring, war vor einigen Jahren der Headliner der ersten von der deutschen Internet Community progrock-dt veranstalteten Progparade. Mit ihrem vierten, schlichtweg "4" betitelten Album setzen No Name wiederum erfolgreich auf die hochmelodische Neo Prog Schiene. Selbst in den Sounds ist eine Verbundenheit zu den 80ern unverkennbar, neuartige Elemente bzw. moderne Klänge finden hier fast gar nicht statt. Daneben stehen sowohl bei drei Longsongs mit 10-16 Minuten Laufzeit, wie auch den drei kürzeren Songs, besonders Eingängig- und Zugänglichkeit im Vordergrund, befinden sich Melodie und griffige Arrangements eindeutig im allgemeinen Fokus. Mitunter wünscht man sich mehr Ecken und Kanten, mehr Bissigkeit im Sound, denn der doch sehr auf Schönklang und weiche Töne angelegte Neo Prog Bombast, könnte durchaus einen Schuss Rotzigkeit vertragen. Gerade beim Albumhighlight, dem 16-minütigen "A recollection of dreams" und beim hymnischen "Visions" gehen No Name etwas mehr aus sich heraus und schon bekommt ihre Musik zusätzlichen Schwung verpasst. Andererseits würde wahrscheinlich ein anderer Ansatz nicht so ganz zu den Luxemburgern passen, denn ihr Hauptaugenmerk und ihre Stärken sind nun mal im melodischen, bombastischen Bereich zu finden. So ist "4" vor allem ein typisches, stilistisch eher zeitloses No Name Album, das sicherlich beim melodisch orientierten Zielpublikum auf offene Ohren stoßen wird und besonders nach mehrmaligen Durchgängen seine innere Schönheit entfaltet.

Kristian Selm



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