CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)
Canvas Solaris - Penumbra diffuse
(48:39, Sensory, 2006)
Bereits auf ihrem titellosen Debüt nahmen Canvas Solaris keine Gefangenen. Die Band, die ursprünglich aus der Death Metal / Mathcore Szene stammt, setzt zwar auf "Penumbra diffuse" grundsätzlich das Erfolgsrezept des Erstlings fort, doch ist der Tech Metal der drei Südstaatler wesentlich differenzierter und vor allem insgesamt weit weniger extrem ausgefallen, als man das bisher kannte. Lastet über der extremen, technischen Spielart des Metal oftmals der Vorwurf, dass diese Musik irgendwie seelenlos wirkt und lediglich auf Effekthascherei aufgebaut ist, so entdeckt man in der Musik von Canvas Solaris bei genauem Hinhören viel mehr, als dies der erste Eindruck anscheinend offenbart. Denn trotz gekonnt arrangierter Riffs und komplexer Rhythmen sind die einzelnen Stücke keine reine Technikschlachten, sondern ebenso setzen sich Melodieführung und vor allem jede Menge tiefgründige atmosphärische Stimmungen im Verlauf der CD durch. Daneben sorgen einige akustische Passagen und vor allem leicht orientalischer, spannend eingeflochtener Einschlag für gehörige Auflockerung. Auch ist die Grundtendenz wesentlich mehr dem progressiven Bereich zugewandt, wodurch der Metalüberhang um einige Stufen zurückgefahren wird. Und sobald man sich auf diese Musik einlässt, entdeckt man unter der Oberfläche genaue Details, die fein herausgearbeiteten Ideen, die "Penumbra diffuse" zu mehr als einer reinen Frickelorgie machen. Sicherlich bleibt Canvas Solaris weiterhin eine Band, die nur ein bestimmtes Zielpublikum anspricht und sich nur schwerlich aus dem eigenen musikalischen Territorium herauswagt. Doch ist dieses Album keineswegs zu extrem ausgefallen, als dass man bei entsprechender Offenheit mal ein Reinhören wagen sollte.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006