CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Canvas Solaris - Sublimination
(38:51, Tribunal Records, 2004)
Alle Achtung, das geht gut los! Canvas Solaris frönen dem oberfrickligen Technik-Metal. Eine Art höhere Mathematik für detailverliebte Rocker. Es gibt sicherlich jede Meng Leute, die da gleich abwinken. Entsprechend tauchen plötzlich interessierte Gestalten auf, die mit offenen Ohren beglückt lauschen, denn diese Art technischen Metal gibt es selten. Nathan Sapp und Ben Simpkins spielen alle möglichen Gitarren, Bass und Keyboards, während Hunter Ginn nur deswegen zum Muskeltraining ging, um seine Arme für die ultrakomplexen Knüppelorgien fit zu halten. 7 rein instrumentale Songs füllen die knapp 39 Minuten aufs feinste. Anders als Spastic Ink., denen Canvas Solaris neben FOE und wenigen anderen ähnlich orientierten Bands wohl noch am nächsten kommen, lässt dieses Trio sich auch mal zu harmonischen und teilweise erstaunlich ausgedehnten, zurückhaltenden, lyrischen, stillen Harmonien hinreißen, die fast schon kein Metal mehr sind, sondern harmonischer Symphonic Rock. Da werden sanfte Weisen durch den Notenradikalisator getrieben und kraftvoll bis ins letzte I-Tüpfelchen intoniert. Das Trio ist an seinen Instrumenten, wen wundert's, hervorragend geübt und leistet unglaublich hervorragende Arbeit auf vitalste Weise. Aus dem Booklet geht hervor, welchen (vielen Metal-) Bands die Truppe während der Arbeit an "Sublimation" gelauscht hat, von wem sie sich hat inspirieren lassen. Von Dead Can Dance bis Brutal Truth sind nur Bands mit dem Hang zu komplexer, anspruchsvoller Musik dabei. Alle involvierten Instrumente sind als Melodieinstrumente zu verstehen, in einigen besonders abgefahrenen Passagen ist eher eine der Gitarren mit ihren schweren Riffs der Rhythmusknecht, während Schlagzeug, Keyboard und die andere Gitarre verteufelt komplizierte Notenskalen mit agogischen Höhepunkten intonieren. Wer Fan dieser Art Musik ist, und ich bin ein leidenschaftlicher Verehrer dieser ausgeklügelt variationsintensiven, technischen Musik, wird seine helle Freude an dem Album haben. Wie sagt sich's so schön auf Englisch: not to be missed. Absolut!
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2004