CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)
Lady Lake - Supercleandreammachine
(54:46, Musea, 2005)
Die schon in den 70ern aktive holländische Formation Lady Lake legt nach ihrem Output "No pictures" nach 27 Jahren ein neues Album vor, das sich ganz in der Tradition des symphonisch-jazzrockigen Instrumental-Progs aus der Hochphase dieser musikalischen Ausrichtung bewegt. Eine filigrane Saitenbearbeitung wechselt nahtlos von schwelgerischer Euphorie zu beißender Energie, was von einem feurigen Schlagzeugrhythmus und samtweich perlenden Tastenklängen abgerundet wird. Stilistisch werden sofort Erinnerungen an die ähnlich gelagerten Landsleute Focus und Finch wach. Auch Camel können als weitere Referenz herangezogen werden. Das Trio um Gitarrist Fred Rosenkamp lässt die spannungsgeladene Mixtur aus verklärter Symphonic-Rock-Tradition und beherzter Jazzrock-Ästhetik voller Spielfreude wieder aufkeimen, ohne dabei jegliche Zugeständnisse in Richtung des aktuellen Zeitgeists zu erlauben. Sämtliche Kompositionen sind von dem fließenden Wechsel aus verträumt-elegischen Passagen und dynamischen Jazzrocktendenzen geprägt. Dies ist von einer genauso präzisen wie traumwandlerischen Leichtgängigkeit durchdrungen. Die Gitarre fleht und tänzelt in hochemotionaler Manier, dass es eine wahre Wonne ist. Wenn dies wie im Titel " No one will ever know (Fare Thee Well)" auf samtweichen Mellotronteppichen gebettet ist, wird eine Gänsehaut erzeugende Würde und Grazie erzeugt. Das wirkt genauso relaxend wie spannungsgeladen. Zum rechten Zeitpunkt wird der harmonisch-elegante Grundklang auch in dramatische Höhen gehievt. Das Spiel der drei Akteure ist erfüllt von Seele und Wärme, die sich mit dem notwendigen Erfindungsreichtum paart. Lady Lake glänzen mit ihrem symphonisch-jazzigen Instrumentalrock auf der ganzen Linie und beweisen, dass man auch in der heutigen Progrock-Landschaft mit einem zweifellos altmodischen und rückwärtsgerichteten Werk vollkommen auf der Höhe der Zeit sein kann. Diese zauberhafte Umsetzung des gefühlsbetonten Symphonic Rocks stellt ein zeitloses Relikt eines leider trotz des Prog-Revivals kaum exerzierten Stils dar. Augen zu, Ohren auf und einfach genießen!
Horst Straske
© Progressive Newsletter 2006