CD Kritik Progressive Newsletter Nr.20 (05/1998)
Lady Lake - No pictures
(72:45, Musea, 1977/97)
Wie so viele Bands, die irgendwann mal in den 70ern aktiv waren, kann auch die holländische Formation Lady Lake auf eine sehr abwechslungsreiche Vergangenheit zurückblicken, die bis heute reicht. Dazwischen lagen personelle und Stilwechsel, Bandgründung, Auflösung, Reunion, alles das, was auch bei den großen Bands gang und gebe ist. Dadurch, dass Musea an der Wiederveröffentlichung der einzigen LP "No pictures" von Lady Lake interessiert war und die Band nach Bonusmaterial fragte, gingen kurzerhand die Musiker letztes Jahr nochmals ins Studio, um Songmaterial von Ende der 70er / Anfang der 80er Jahre neu aufzunehmen. So enthält die CD Version von "No pictures" zum einen das Originalalbum von 1977, wie auch altes Material, neu eingespielt im letzten Herbst. Stark beeinflusst durch die Canterbury Szene, sind die Aufnahmen von Lady Lake an Bands wie Camel und Caravan angelehnt. Die Melodien schweben butterweich, ein leicht jazziger Einschlag verleiht den Liedern den letzten Pfiff. Fast rein instrumental geht es zu Werke, wobei sehr viel Wert auf fließende Melodieführung, rockige Grundstrukturen und dem Song angepasste Soli an Akustikgitarre, E-Gitarre und Keyboard gelegt wurde. Live war man angeblich wesentlich härter, im Studio gibt man sich jedoch sehr gemäßigt und wunderschön anzuhören. Doch genau hier liegt die Gefahr in diesem Album. Eingelullt von zuviel Weichspülklängen kommt die Musik fast ohne Höhen und Tiefen aus, wobei man ehrlicherweise eingestehen muss, dass das was geboten wird, liebevoll und mit Gefühl herübergebracht wurde. Doch dann wird beim aktuelleren Material Gas gegeben, Rock und Jazz halten sich die Waage, so dass zum versöhnlichen Abschluss ein ums andere mal der abgeschwächte Vergleich mit Steve Morse und den Dixie Dregs zieht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998