CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)
Eyestrings - Consumption
(63:54, Split Difference, 2005)
Mit "Burdened hands" legten Eyestring 2004 ein durchaus verheißungsvolles Debüt vor. Aufgrund dieses ersten gelungenen Statements und der verwandtschaftlichen, sowie personellen Verbindung zu Discipline - Sänger Ryan Parmenter ist der Neffe von Discipline Frontmann Matthew Parmenter, Bassist Mathew Kennedy spielte ebenfalls bei jener Detroiter Band - liegt die Meßlatte und Erwartungshaltung bei dieser Band natürlich relativ hoch. "Consumption" setzt im wesentlichen die musikalische Schiene des Erstlingswerkes fort, es kommen jedoch vermehrt Retro Sounds und Longsongs zum Zuge. Geblieben ist vor allem die spröde, hin und wieder auch etwas gelangweilt erscheinende Interpretation der eher düster angelegten Songs. Weiterhin scheint es eher Absicht, denn Zufall zu sein, dass sich Eyestrings im selben musikalischen Mikrokosmos wie einst Discipline bewegen. So setzt das Quartett in erster Linie aus eine Mischung aus sparsam arrangierten Parts in Singer / Songwriter Tradition, sowie wuchtigen, instrumental jedoch nicht zu überladenen Progressive Rock, der eher durch seine geschickten Stimmungswechsel, laut / leise Passagen, denn ausufernde Komplexität bestimmt ist. Wie schon beim Vorgänger benötigen auch diesmal die Songs mehrere Durchläufe, um hängen zu bleiben. Selbst die kürzeren Titel sind nicht so eingängig geraten, dass sie sofort überzeugen können. Doch auch wenn das Album deutlich mit der Zeit gewinnt, hat "Consumption" nicht ganz die packende Energie und Magie des Erstlingswerks. Dies liegt in erster Linie an den Longsongs, die zwar auf langsamen Spannungsaufbau setzen, jedoch mitunter einfach den inneren Schwung verlieren, da die Ideen doch zu sehr auf Länge gedehnt wurden. Gerade die melancholische Grundstimmung wird nur selten aufgelöst, was die Traurigkeit zwar unterstreicht, aber zwischenzeitliche Auflockerung, sowie stilistische Wechsel, wie dies der Band auf "Burdened hands" immer wieder locker gelang, hätten den Stücken etwas von ihrer ständigen Ernsthaftigkeit, dem virtuell erhobenen Zeigefinger genommen. So fällt das Gesamturteil eher gemischt aus, ist "Consumption" etwas zu verhalten und eine Spur zu langatmig geraten. Wenn sich jedoch Eyestrings instrumental mal richtig austoben bzw. die Band ihre innere Balance findet, wie z.B. beim Gentle Giant inspirierten Instrumental "Groove seven", zeigt sich das wahre Potenzial dieser Formation, von der man auch zukünftig sicherlich durchaus noch einiges erwarten darf.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006