CD Kritik Progressive Newsletter Nr.47 (02/2004)

Eyestrings - Burdened hands
(66:06, Split Difference, 2004)

Wohl dem, der solch einen Onkel hat. Beim Nachnamen Parmenter und der Stadt Detroit hätte es eigentlich gleich klingeln sollen, doch erst das Lesen des Begleitzettels brachte das nötige Licht ins Dunkel. Ryan Parmenter, in einer Person Sänger, Keyboarder und gelegentlicher Posaunist bei Eyestrings, ist der Neffe von Matthew Parmenter. Dieser wiederum agiert als Frontmann von Discipline, einer Band, die vor allem mit ihrem grandiosen 97er Werk "Unfolded like staircase" für einiges Aufsehen in der Prog Szene sorgte und beim jährlich stattfindenden Progday Festival fast schon zur Hausband avancierten. Da bei Discipline leider seit längerem Sendepause ist, nimmt man eben mit der "kleineren" Ausgabe vorlieb. Nicht dass hier ein Missverständnis entsteht, Eyestrings bewahren ohne Zweifel ihre Eigenständigkeit, doch nicht nur durch die Inspiration des Onkels, sondern ebenfalls durch die musikalische Verstärkung mit den zwei Discipline Mitgliedern Mathew Kennedy am Bass und Schlagzeuger Bob Young, entstehen mehrere, zufällige oder unbeabsichtigte Vergleichsmomente. "Burdened hands" enthält eine packende Mischung aus düsterem Progressive Rock, Einflüssen in der Singer / Songwriter Tradition und einer instrumentalen Balance von fragilen Zwischentönen und herrlichem Bombast. Über dem ganzen Album schwebt als roter Faden eine leicht melancholische Grundstimmung, die gelegentlich durch augenzwinkernden Humor aufgelockert wird. Mal wählen Parmenter und seine Mannen die Variante ihre Songs mit hüpfenden Rhythmen und Pianobegleitung voranzutreiben, in einigen Momenten fröhnen sie aber auch einfach leicht komplexen, aber immer spielerisch wirkenden 70s Progressive Rock. Als ironische Auflockerung werden immer wieder ein paar Takte Pomp Rock eingestreut, hier und da kommen Erinnerung an einen progressiv verseuchten Tom Waits auf. Als Augleich packt man für die Fans der Tastensounds mit dem großen "M", in einigen Passagen einige Mellotronsamples aus. "Burdened hands" wirkt vielfach spröde und nicht unbedingt sofort zugänglich. Doch sorgen liebevoll eingebettete Melodien, sich langsam entfaltende, eher unterschwellige Schönheit dafür, dass man mit jedem Anhören diesem Album immer mehr abgewinnt und langsam tiefer in die Musik abtaucht. Die erste wunderbare Entdeckung im Jahr 2004.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2004