CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Echolyn - The end is beautiful
(55:46, Velveteen Records, 2005)

Die Tatsache, dass die Stilbeschreibung Progressive Rock auch aus dem Wort "Rock" besteht, findet nicht unbedingt bei jeder Band ihren direkten Niederschlag. Ganz anders bei Echolyn mit ihrem aktuellen Werk "The end is beautiful" - diese Scheibe rockt wie die Sau! Mit amerikanischer Lockerheit gelingt es dem Fünfer von der Ostküste, unverkrampft komplex und moderat aggressiv loszurocken, ohne dass man als Zuhörer sofort merkt, welch geschickte Details und inhaltliche Verschachtelungen die Band in ihre Songs gepackt hat. Doch genau dies ist die große Stärke von Echolyn, die eben nicht mit der Zurschaustellung des instrumentalen Könnens prahlen, sondern vielmehr eine zündende, ganz eigenständige Symbiose aus Prog und Rock für sich gefunden haben. Dennoch ist "The end is beautiful" in vielen Ansätzen eine typische Echolyn Scheibe. Klar, hier wird nicht mit den sinfonisch-orchestralen, raumgreifenden Ansätzen von "Mei" gearbeitet, dennoch wurden dieses mal geschickt einige Bläserparts eingearbeitet, ist mit dem knapp 10-minütigen "Lovesick morning" ein für Echolyn Verhältnisse relativ langer und ausschweifender Song vertreten. Doch auch der Rest verbindet geschickt die mehr rockige, frische Schlichtheit vom 2000er Output "Cowboys poems free" mit der verspielten Progressivität der Mid 90er Phase, getoppt noch durch die teils mehrstimmigen Gesangsharmonien. Es sind vor allem die kleinen Nuancen, die "The end is beautiful" wiederum zu etwas Besonderem machen. Echolyn setzen vermehrt auf Melodien, auf rockige Wucht, die Keyboardsounds sind wesentlich mehr Richtung Retro (Hammond, Wurlitzer, Mellotron Samples) ausgerichtet, ohne dabei antiquiert zu klingen. Mit sorgsam eingestreuten Jazz Rock Einflüssen, sogar etwas Funk, erfährt das stilistische Vokabular eine behutsame Ergänzung, ohne dabei den Hörer vor den Kopf zu stoßen. Doch vor allem die Arrangementkunst der Amerikaner beeindruckt, denn selbst nach mehrmaligem Hörgenuss, einer mitreißenden, powervollen Liveperformance in Würzburg im Gedächtnis, verliert das Material nichts von seiner Klasse und Ausdruckskraft. So kommt auch jeder Solopart, ob an Gitarre oder Keyboards, exakt auf den Punkt, greift hier einfach alles perfekt ineinander. Echolyn ist es wiederum gelungen, mit "The end is beautiful" ihr beachtliches Niveau nicht nur zu verfeinern, sondern auch unverkennbar die Originalität zu bewahren. Dieses Album verdient zweifelsohne eine der vorderen Positionen der Jahrescharts!

Kristian Selm



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