CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)

Echolyn - Cowboy poems free
(59:19, Privatpressung, 2000)

Alles ist anders - und doch gleich. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und dort war die Band noch nie. Nach der tragischen Zwangspause von 5 langen Jahren ist eine progressive Hoffnung wie Phönix aus der Asche auferstanden. Stilistische Varianten, wie sie für Echolyn stehen, finde ich auf "Cowboy poems free" angenehm oft. Der Satzgesang, der mich oft an Gentle Giant erinnert, die jazzigen Tasten, wie sie in Finneus Gauge zu Höchstform aufgelaufen (und hier moderat eingefügt) sind. Die unruhige Rhythmusabteilung, die so eigen erklingt - und natürlich die Stimme von Brett Kull, die hauptsächlich für Echolyn steht. Das Songwriting ist amerikanischer geworden (deutlich und vor allem bei der Gitarre zu hören). Trotzdem ist dies ein progressives Album, weit entfernt von allzu typischem, allzu ausgelaugtem. Und die Songs grooven, was das Zeug hält. Nicht mal die Radiostationen dürften ein Problem mit Songs wie "Texas dust", "Human lottery" oder "Gray flannel suits" haben. Auch "American vacation tune" ist sehr songorientiert, nur die musikalische Umsetzung zu schwer, deutlich von Gentle Giant inspiriert. Die anderen Stücke brauchen sich dahinter nicht zu verstecken, Echolyn wussten gute Kompositionen für dieses Album auszuwählen. 10 Songs um die 5/6 Minuten und 4 Poems, die je etwa eine Minute lang sind, füllen dieses straighte und doch komplexe Album, das sich nicht gleich beim ersten Hören erschließt. Die vielschichtigen Arrangements verlangen dem ungeübten Hörer (auch in den oben genannten Songs) viel ab. Der Erfolg und Spaß an der Musik ist um so größer, wenn dies gelungen ist. Echolyn sind wieder da - ohne qualitative Einbuße. Bleibt zu hoffen, dass nicht wieder so ein Affe von einem Major vorbeischaut und die Band versaut.

Volkmar Mantei



© Progressive Newsletter 2000