CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)
The Underground Railroad - The origin of consciousness
(58:59, LDM, 2005)
Bereits mit ihrem vor rund fünf Jahren erschienenen Debüt "Through and through" lieferten The Underground Railroad ein markantes Album ab, welches nicht unbedingt beim ersten Durchlauf überzeugte, jedoch vor allem durch mehrmaliges Anhören immer mehr an Format gewann und für ansteigende Begeisterung sorgte. Dies ging wohl auch anderen Zuhörern so, denn nicht von ungefähr wurde die Band zum prestigeträchtigen Nearfest eingeladen. Fast nach dem gleichen Strickmuster des Debüts funktioniert auch der überaus gelungene Nachfolger "The origin of consciousness". Der Stil der Band, der irgendwo zwischen jazzigen Canterbury inspirierten Passagen und sinfonischem Progressive Rock einzuordnen ist, wirkt mitunter sperrig und vertrackt, manches mal aber auch schon fast unspektakulär, beinhaltet aber soviel interessante Details und auch gefangennehmende Momente, dass man sich gezwungenermaßen recht intensiv mit der Musik auseinander setzen muss. Zwar stößt man beim Anhören immer wieder auf einige Aha-Erlebnisse, wenn z.B. ein Gitarrenlauf oder die Atmosphäre direkt an Genesis erinnern oder flirrende Gitarrenfiguren dem Spiel eines Allan Holdsworth angelehnt sind, aber dennoch kann man The Underground Railroad ein gehobenes Maß an Originalität attestieren. Da wechseln sich weiche Sinfonikparts ab mit hektischen, nervösen Instrumentalpassagen, wird in den meist rein instrumentalen Passagen viel an nicht immer sofort erkennbarer Abwechslung und Vertracktheit hineingesteckt. Gerade dies ist eine Stärke von The Underground Railroad, die nicht mit der gnadenlosen Holzhammer Methode vorgehen und den Hörer mit augenscheinlicher Komplexität überfahren, sondern über weite Strecken auf ihre ganz eigene Art melodiebetont agieren. Geschickt werden die Stimmungen gewechselt, übernehmen mal die Keyboards oder die Gitarre die solistische Führungsrolle, entdeckt man bei jedem Hördurchgang weitere nuancenreiche Details. Allein sofort eingängige Melodielinien sind hier gar keine vorhanden. "The origin of consciousness" überzeugt als lockerer, dennoch komplexer Mix aus jazz-rockigen Parts und Retro Prog im 70er Jahre Fahrwasser mit dem richtigen Maß an schrägen Parts - vom Feinsten!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005