CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)
Talisma - Chromium
(42:40, Unicorn Digital, 2005)
Ganz der Tradition ihres ersten Albums "Corpus" folgend, geht es bei Talisma mit "Chromium" nicht nur mit einem lateinischen Albumtitel weiter, sondern der Nachfolger enthält wiederum rein instrumentale Tracks im Spannungsfeld zwischen spielerisch versiertem, heftigem Progressive Rock und zwischenzeitlichen Jazz Rock Zitaten. Dennoch beeindruckt das kanadische Power Trio nicht nur durch sein virtuoses, differenziertes Spiel, sondern sowohl in den intelligent gestalteten Arrangements, wie auch aus den Instrumenten klangtechnisch einiges herausgeholt wird, was für einen vielschichtigen Sound sorgt. Nie ahnt man, was die Band aus dem französisch-sprachigen Teil des Landes sich im nächsten Titel ausgedacht hat, dennoch kommen die 12 Titel kompakt und songdienlich, wenn auch zum Teil sehr vertrackt, hin und wieder crimsonesk inspiriert, aber trotzdem flott eingespielt auf den Punkt. So fährt die Band mal ganz konsequent die verspielte 70er Retro Prog Schiene, bei dem sie auch auf gelegentliche Synthesizersounds zurückgreift. In anderen Augenblick steuern treibende Rhythmen und spannendes Bass-Spiel die Songs in federndes, grooviges Jazz Rock Terrain. Doch bleibt dazwischen genügend Raum, Gas zu geben, solistisch zu glänzen und ganz offensichtlich zu beweisen, wo hier der Hammer hängt. Zudem klingen Talisma trotz teilweise rückwärts gerichteter Ideen niemals verstaubt oder angetagt, sondern immer modern und aktuell. Die Band versteht es geschickt, zwischen lyrischen, wie auch soundscapeartigen Passagen und komplexen, hektischen Momenten zu wechseln, ohne dass man den Eindruck hat, dass sie sich für die eine oder andere Spielart besonders anstrengen muss. Der große Pluspunkt bei Talisma bleibt dabei die lockere Spielweise, die nicht ständig mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommt. Weiter so!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005