CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)
Show-Yen - II
(53:28, Musea, 2005)
Nach dem titellosen Debüt liegt mit dem schlicht "II" benannten Album das Nachfolgewerk der Japaner Show-Yen vor, das wiederum kraftvoll-verfrickelten Power-Rock bietet, der auf dem Cover als "An Instrumental Progressive Hard Rock" tituliert wird. Hier soll es dem potentiellen Käufer hinsichtlich der stilistischen Einordnung wohl leicht gemacht werden. Ganz im Sinne eines typischen Power-Trios legen die Japaner eine vordergründige Dynamik und pulsierende Energie an den Tag, die aber nicht in Frickelorgien im Sinn der etablierten Prog-Metal-Acts tendiert. Dafür ist das bodenständige Rockfundament noch zu stark ausgeprägt vorhanden, das auch mal Platz für den zugehörigen Groove offen lässt. Ein Titel wie "Ceremony for the evil" untermauert, dass im instrumentalen Progrock der härteren Sorte trotz aller wuchtigen Instrumentalarbeit auch ein melodisches Grundthema eingeflochten werden kann. Trotz der allgegenwärtigen Fingerfertigkeit der Akteure wird die Verbundenheit zu einer knochentrockenen Rockästhetik nicht verleugnet. Die Saitenbearbeitung von Frontmann und Songschreiber Yasuhiro Nishio schöpft aus dem mannigfaltigen Fundus der großen Rockgitarristen, wobei sich bleichschwere Riffs, sich empor schraubende Frickelansätze und melodische Jubelarien einander abwechseln. Die Rhythmussektion in Person von Bassist Hiroaki Fujii und Schlagzeuger Naoiki Itoi liefert eine präzise Arbeit ab, welche die Songs energiegeladen vorantreibt. Tastenklänge haben aber keinen Platz mehr gefunden. Hier wird weiß Gott keine der typischen progmetallischen Breakorgien geboten, die den Hörer mit atemberaubender Geschwindigkeit und Finesse durch die Gehörgänge pustet. Show-Yen verpassen den Hirnwindungen nicht in wirbelnder Manier verschnörkelte Knoten, die von einer Breitseite aus Bombast und High-Speed-Gebolze getragen werden. Vielmehr wird die Basis des schnörkellosen und staubtrockenen Hardrocks lediglich um gemäßigt komplexe Einschübe erweitert. Hier blitzt auch noch der Rotz und die Ursprünglichkeit des Rock īnī Roll hervor, der sich in einer Nummer wie "Kirin" auch mal dezent bluesgetränkt präsentiert.
Horst Straske
© Progressive Newsletter 2005