CD Kritik Progressive Newsletter Nr.44 (06/2003)
Show-Yen - Show-Yen
(56:17, Musea, 2003)
Puh, immer diese Hektik kurz vor Redaktionsschluss. Hier noch flott ein Interview übersetzt, zu nächtlicher Stunde eine DVD reingezogen (ne, nicht dass, was ihr jetzt denkt, sondern musikalisch progressives Zeug), da noch schnell eine aktuelle CD fürs kommende Heft besprochen und dann wird man zu guter Letzt noch von seinen schreibenden "Mittätern" als Sklaventreiber tituliert - unverschämt das! Und jetzt die Krönung: hier kommt eine Band, die sich mit dem Namen Show-Yen schmückt und deren Cover auch noch reichlich Krickel-Krakel ziert. Bedeutet der Name nun in der freien Übersetzung einfach "Zeig mir den Yen", besser gesagt "Her mit eurem Geld"? Oder sind hier mal wieder jodelnde Bombasteunuchen aus den fernen Osten zur Bekehrung westlicher Ohren unterwegs? Weder das eine, noch das andere. Bei Show-Yens musikalischer Ausrichtung werden kaum die großen Geldmengen winken und zum Glück bleibt das Power Trio rein instrumental, ist stilistisch ganz anders gepolt, als die sonstigen Nippon Bombast Progger. In der Presseinfo steht vielsagend was von einer Mischung aus King Crimson, Rush und Dream Theater. Außer großem Name-Dropping ist dies von gewissen Ansätzen her zwar zum Teil nachvollziehbar (ohne die Dream Theater Ähnlichkeiten bisher gefunden zu haben), kratzt aber letztendlich nur ungenügend an der Oberfläche. Wenn man sich's selbst ebenfalls recht einfach macht, dann landet Show-Yen geradewegs in der verschnörkelten Rock / Hard Rock Schiene. Etwas ausführlicher: über der munter tickernden Rhythmusmaschinerie, spielt Gitarrenvirtuose Yasuhiro Nishio seine vielseitige Saitenbearbeitungskunst aus. Hier kann man gleich wieder großen Namen in die Wagschale werfen, denn sein Stil schwankt irgendwo zwischen schrägen Geziehe und Gejaule Marke Robert Fripp und rotzigem Gerocke im Joe Satriani Stil, ohne in sinnlose Fingerfertigkeiten zu verfallen. So klingt dieses Instrumentalalbum über weite Strecken keineswegs japanisch, damit weniger exotisch, aber auch, trotz technischen Könnens, auf Dauer zu ähnlich und in gewisser Weise ermüdend. Gut gespielt, aber trotz herumge-Frippe und kräftigem Rock, auf CD Länge irgendwie nicht mitreißend genug.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003