CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)

Frogg Café - Fortunate observer of time
(61:45, Progrock Records, 2005)

In gut unterrichteten Insiderkreisen (besteht eigentlich der Progbereich nicht nur aus Insidern...) sind Frogg Café spätestens seit ihrem letzten Album "Creatures" mehr als nur ein Geheimtipp, ihre beigeisternden Auftritte auf deutschen Konzertbühnen (u.a. Herzberg Open Air, Zappanale) taten ein übriges dazu, den Ruf der Band als hervorragende Liveband auch im "alten" Europa zu manifestieren. Das aktuelle Werk "Fortunate observer of time" bietet nun genügend Nährstoff und Futter, um ihrem Bekanntheitsgrad nochmals einen weiteren Schub zu verleihen, setzt es doch im Gegensatz zu den Vorgängern fast komplett auf unaufgeregt ausgefeilten Retro Prog, der mit jeder Menge lässigen, moderaten Jazz Rock Parts und vielschichtiger Instrumentierung aufwartet. Die Faszination von "Fortunate observer of time" liegt darin begründet, dass Frogg Café zwar auf einen stilistischen Bereich setzen, in dem man sich inhaltlich zurecht findet, dass der Retro Prog des New Yorker Quintetts aber immer wieder durch einiges aus der bunten Palette der Inspirationsquellen neu aufgerührt wird. Mal gibt es zappaeske Passagen (wie z.B. im Titelsong, dem Beginn von "Reluctant observer" und vor allem beim knapp 15-minütigen "Abyss of dissension", bei dem zudem der ehemalige Zappamusiker Ed Mann mitwirkt), die in ihrer Sprunghaftigkeit und humorigen Lässigkeit den Großmeister im Himmel selig grinsen lassen werden. Hinzu kommen deutlich im Jazz Rock fußende Parts, die jedoch mehr mit dem Genre elegant kokettieren, als dass hier auf einmal der jazzige Einfluss zu groß wird. Und dann ist da natürlich auch die ganz große sinfonische Bandbreite, die durch das breitgefächerte Instrumentarium gehörig aufgewertet wird. Das elegante Geigenspiel klingt zusammen mit den entsprechenden Arrangements mitunter an Kansas erinnernd, die gelegentlichen Trompeten / Flügelhorn sind eine willkommene und überaus interessante klangliche Abwechslung, aber auch "traditionelle" Instrumente, wie Gitarre und Keyboards bekommen ihr solistisches Recht. Die 8 Songs gewinnen vor allem durch mehrfaches Anhören, da die Amerikaner zwar die Komplexität nicht zu erschlagend einsetzen, aber die ganzen feinen Facetten innerhalb der Songs sich erst nach mehrmaligem Hören herausschälen und man jedes mal neue Details entdeckt. "Fortunate observer of time" zündet nicht unbedingt sofort in allen Passagen, beginnen Frogg Café z.B. mit dem Opener "Eternal optimist" eher zurückhaltend, bevor sich im ersten Soloteil der Song in voller Wucht entfaltet. Doch das ist nur ein weiterer geschickter Trick, den Zuhörer langsam aber beständig und langanhaltend in die Musik hineinzuziehen. Und so erfreue ich mich mit anhaltender Begeisterung an diesem Album und das Grinsen will einfach nicht aus dem Gesicht weichen.

Kristian Selm



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