CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)
Frogg Café - Creatures
(53:14, Privatpressung, 2003)
Ursprünglich begannen die Mitglieder von Frogg Café, übrigens alles studierte Musiker, 1998 als Frank Zappa Coverband unter dem Namen "Lumpy Gravy". Doch nach rund zwei Jahren und dem Wechsel des Schlagzeugers, entschloss man sich letztendlich dazu, es mit eigenem Material zu versuchen. Werbetechnisch "versteckt" die Band ihre Musik unter der Bezeichnung "zeitgenössische Rockmusik", letztendlich findet man jedoch jede Menge Zitate und Eigeninterpretationen aus dem weiten Feld des Progressive Rocks, angereichert durch einige Jazz Rock Elemente, wobei die Zappa Inspiration in einigen Augenblicken ebenfalls kurzfristig durchscheint. "Creatures" wartet somit einerseits mit dem typischen Progideen und -sounds auf, sprich Mellotron, Hammond, flirrende Gitarrenlinien, andererseits schafft die Band aber durch die Hinzunahme von u.a. Geige, Flöte, Marimba, Klarinette dennoch völlig neue bzw. Prog untypische Höreindrücke. So fühlt man sich beim Anhören zwar auf eine bestimmte Weise gleich zu Hause, findet Altbekanntes wieder, aber irgendwie ist es doch etwas ungemütlich oder besser gesagt anders in den eigenen vier Wänden. Frogg Café klingen bei weitem nicht nach einer gebräuchlichen Standardmixtur. Jazziges und offene Rockstrukturen sorgen für überraschende Wendungen, fordern den Zuhörer im Verlauf der CD immer wieder mal heraus. Sollte man Vergleich ziehen, so fallen einem am ehesten French TV ein, die ein ähnliches Konzept verfolgen. So findet man bei Frogg Café stellenweise Gentle Giant Klangmuster wieder, die Band gibt sich wunderbaren sinfonischen Ideen in bester 70er Jahre Tradition hin (vor allem der über 21-minütige Longsong" Waterfall carnival" ist dafür ein grandioses Paradebeispiel), sie wagen sich aber ebenso an avantgardistische Klangexponate vor ("The celestial metal can" ist wirklich sehr harter Stoff) oder wühlen ganz unbeirrt in der Jazzsuppe, um auf einmal ein paar progressive Stückchen herauszulöffeln. Die Musik auf "Creatures" ist nicht unbedingt etwas für den alleinigen Proghörer, denn dazu verirren sich Frogg Café einfach zu gerne in sperrige Regionen. Gut gemacht und bestens musiziert ist die Melange von Frogg Café aber definitiv, dennoch sollte man sich an "Creatures" nur mit leicht ausgeprägtem Jazz Rock Verstand und wenige engstirnigem Prog Sachverstand heranwagen - es lohnt sich!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003