CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)
Shadow Gallery - Legacy
(71:58, Magna Carta, 2001)
Zufall oder gewollt? Wiederum drei Jahre nach dem letzten Album, legen Shadow Gallery mit "Legacy" ihr mittlerweile viertes Werk vor, es bleibt also bis zum Jahr 2004 Zeit, sich ausführlich mit dem aktuellen Output zu beschäftigen. Nun gut, ganz so viel Zeit benötigt man nicht, um durch den höchstmelodischen Prog Metal der Amerikaner durchzusteigen, denn der Komplexitätsgrad bleibt doch in einem vertretbaren Rahmen. Ganz ihrer Linie treu bleibend, gibt es auch auf "Legacy" die typischen Trademarks der Band von der Ostküste, wie tollen Chorgesang, jede Menge sinfonische Dramatik, Abwechslung aus ruhigen Parts und moderatem, songdienlichem Instrumentalgebolze und nach den etwas kürzeren Tracks auf dem Vorgänger "Tyranny" wieder eine Rückkehr zu teils episch angelegten Longtracks. Doch darf man nicht alles glauben, was einem da, als Liedlänge vorgegaukelt wird. So weist "First light" zwar eine beeindruckende Länge von mehr als sagenhafte 34 Minuten aus, beinhaltet aber nach 23 Minuten mit einigem Leerlauf eine mehrminütige Pause und auch der Schlussteil ist nicht mehr als lediglich sinfonisches Klaviergeklimper. Doch der Rest kann sich durchaus sehen bzw. hören lassen. Die Stärke der Band aus Pennsylvania liegt eindeutig darin, dass es ihnen wiederum gelingt vertrackte Instrumentalparts mit interessanten Melodien zu paaren, sie mit Mike Baker über einen prägnanten, ausdrucksstarken Sänger verfügen und Shadow Gallery es geschafft haben, so etwas wie einen eigenen Sound mit Wiedererkennungswert zu kreieren. Indirekt ist "Legacy" ein Brückenschlag zum zweiten Album "Carved in stone", denn bereits der Opener "Cliffhanger 2" greift Motive vom gleichnamigen Titel des 95er Album auf, wie sich auch Zitate von damaligen Longtrack "Ghostship" in "First light" wiederfinden. Dabei sind es nur Fragmente, die der aufmerksame Hörer wiedererkennen wird, die jedoch weit entfernt von simplen Ideenrecycling sind. Mit "Legacy" ist Shadow Gallery wiederum ein ansprechendes Album gelungen, dass die eigene Tradition mühelos fortsetzt. Prog Metal und gute Melodien - zwei Dinge, die sich nicht unbedingt ausschließen - wer mit reinem Technikanspruch und der Hoffnung auf ein Breakfestival an dieses Album herangeht, wird hier nur bedingt fündig werden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001